Gadgets & Wearables
HandSight – Wenn die Hand zum Auge wird
Eigentlich gibt es längst eine praktische Möglichkeit, mit der Blinde Texte lesen können: die Braille-Schrift. Jeder Buchstabe setzt sich hier aus kleinen Erhebungen auf dem Papier zusammen, die mit den Fingern abgetastet werden können. Diese Methode ist logisch, hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: sie findet im Alltag kaum Anwendung. Hier hilft die Neuentwicklung einer Forschungsgruppe der Universität von Baltimore.
Schrift für Blinde: Nichts Neues
Im Museum oder in anderen öffentlichen Einrichtungen kann man sie manchmal sehen: Muster aus kleinen, über die jeweilige Oberfläche erhabenen Punkten, die auf manchen Texttafeln neben dem „normalen” Text stehen. Die meisten wissen inzwischen, dass es sich um eine Blindenschrift handelt, die sogenannte Braille-Schrift, die unsere Buchstaben in kleinen Punkten codiert, um Blinden zu ermöglichen, durch Abtasten der Punkte einen Text zu lesen.
Das Problem mit der Verbreitung
An vielen Stellen im Alltag ist diese Art der Beschriftung jedoch nicht verbreitet. Preisschilder, Fahrpläne und Aushänge sind zum größten Teil nur für Sehende zugänglich. Ein Team von Mitarbeitern der Universität von Baltimore will das nun ändern. Ihre Antwort auf die genannten Probleme heißt HandSight.
Was kann HandSight?
HandSight ist eine Konstruktion, bei der eine winzige Kamera an der Fingerspitze befestigt wird. Sie ist auf den Bereich direkt oberhalb der Fingerkuppe gerichtet, der zusätzlich von einer mit verbauten LED beleuchtet wird. Fährt man mit dem Finger die Zeilen eines Textes ab, so erfasst die Kamera die Buchstaben und schickt ihr Bild über eine Kabelverbindung an die Smartwatch. Diese kann mithilfe einer Texterkennungs- und einer Sprachausgabesoftware vorlesen, was die Kamera sieht.
Wie weit sind die Entwickler?
Bislang ist das Gerät noch in der Entwicklungsphase. Statt der Smartwatch hängt ein klobiger Kasten am Handgelenk und auch die bunten Drähte, die die Kamera mit dem Gerät zur Sprachausgabe verbinden, sehen noch nicht unbedingt marktreif aus. Die Testleser schafften allerdings schon Leseraten von 63-81 Wörtern pro Minute, was zumindest nicht unerreichbar weit von den 90-115 Wörtern eines Braille-Experten entfernt ist. Außerdem gibt es eine Vibrationsfunktion, die den Leser auf Zeilenumbrüche hinweist – oder darauf, dass er mit dem Finger in der Zeile verrutscht.
Inklusive Inklusion
Der eigentliche Clou ist ja auch ganz ein anderer. Es geht nicht darum, schneller lesen zu können, als mit der Braille-Schrift. Es geht darum, alles lesen zu können. Ist HandSight erst einmal fertig entwickelt, wird es blinden Menschen möglich sein, jedes Buch, jeden Aushang, jedes Klingelschild lesen zu können. Ein enormer Fortschritt.
Was meinst Du? Hält das HandSight, was es verspricht, oder fehlt ihm noch etwas Wichtiges? Und wenn ja, was wäre das? Schreib es uns in die Kommentare.