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Diese Kamera macht keine Fotos, die es schon gibt
Touristenattraktionen wie der Kölner Dom, der schiefe Turm von Pisa oder Big Ben sind millionenfach abgelichtete Motive. Der Interaktionsdesign-Student Phillip Schmitt entwickelte jetzt Restricta, eine Kamera, die sich weigert, solche Bilder erneut aufzunehmen.
Eine Kamera, die das Motiv, das Du gerade mit ihr fotografieren willst, erkennt und dann entscheidet, ob sie es knipst oder nicht. Das klingt erst einmal ziemlich skurril. Die Technik hinter der Camera Restricta ist aber eigentlich recht einfach: Via GPS kennt das Gerät stets Deinen momentanen Aufenthaltsort und durchsucht automatisch das Internet nach Bildern mit dem entsprechenden Geotag Deiner Position. Findet sie mehr als 35 Bilder, die in Deiner unmittelbaren Umgebung entstanden sind, verweigert sie Dir, dort neue Aufnahmen zu machen.
Auf zu neuen Motiven
Aber das ist noch nicht alles, denn parallel ertönt ein Rauschen, das wie das Geräusch eines Geigerzählers weiter abnimmt, je weiter Du Dich von der so stark frequentierten Stelle entfernst. Mit anderen Worten: Die Kamera bewegt Dich dazu, Orte aufzusuchen, die abseits der vielbesuchten Plätze liegen. Und so findest Du vielleicht einen Ort, der fotografisch noch nicht oder zumindest nicht so häufig erfasst ist. „Die Camera Restricta führt neue Beschränkungen ein, um eine Überflutung mit digitalen Bildern zu verhindern. Als Nebenprodukt dieser Einschränkungen bringt sie aber auch neue Empfindungen wie den Nervenkitzel, die erste oder letzte Person zu sein, die einen bestimmten Ort fotografiert hat“, erzählt Phillip Schmitt auf seiner Website.
Stichwort Panoramafreiheit
Vielleicht fragst Du Dich, wozu das Ganze gut sein soll, denn schließlich möchte man doch selbst entscheiden, welches Motiv man ablichtet und welches nicht. Interessant könnte die Kamera aber tatsächlich im Hinblick auf das Thema Panoramafreiheit sein. Auch wenn in Deutschland erst kürzlich eine Einschränkung des Panoramarechts verhindert wurde, schränken andere Länder das Recht, Fotos von öffentlichen Bauten und Plätzen zu veröffentlichen, sehr wohl ein. Zwar entspricht es nicht dem Gedanken hinter der Camera Restricta, aber theoretisch wäre es mit ihr möglich zu verhindern, dass überhaupt Aufnahmen von Plätzen und Gebäuden gemacht werden, deren Veröffentlichung nicht ohne Weiteres erlaubt wäre.
Wann kommt die Restricta?
Vermutlich wird die Kamera gar nicht auf den Markt kommen, was aber nicht heißt, dass die Technik, die sie verwendet, nicht von Foto-Apps oder anderen Digitalkameras genutzt werden könnte. Im Grunde ist die Technologie bereits in jedem Smartphone vorhanden und es wäre ein Leichtes, so Schmitt, aus einer Kamera-App eine Camera Restricta zu machen.
Fotos: Philipp Schmitt