Gadgets & Wearables
Der digitale Blick durch die analoge Linse – Fotozubehör für Dein Smartphone
Die Zeit, in denen Du die Linse Deines Smartphones ausschließlich für einen Schnappschuss bemüht hast, scheint vorbei zu sein. Im Profil Deiner Facebook-Freunde tauchen in regelmäßigen Abständen Ordner mit 53 Bildern auf – Titel: „Photoshooting mit XY – Verrückte Hühner“. Aber Bilder sind nicht gleich Bilder und seit wann können Mobiltelefone überhaupt welche machen? Wir zeigen Dir, wo professionell mit der Smartphone-Kamera gefilmt und fotografiert wird und welches Zubehör die Bilder Deines Smartphones aufwertet.
Handykameras früher und heute
Ich erinnere mich noch an mein erstes Foto-Handy. Es war ein Samsung Klapphandy. Ich war stolz wie Oskar und habe Bilder geschossen, auf denen Menschen aussahen, als hätten sie gerade das „Ring“-Video geschaut. Es hatte eine Auflösung von 640 x 480. Nostalgie. Das weltweit erste Mobiltelefon mit integrierter Kamera eroberte 1999 den japanischen Markt. Das Toshiba Camesse verfügte über 0,1 Megapixel. 0,1 Megapixel. Es gibt nicht mal mehr Pen-Cams mit solch einer Auflösung. 2004 wurde in Deutschland das erste Handy mit 1 Megapixel-Kamera verkauft, das Sharp GX 30 – exklusiv bei Vodafone. Schaue es Dir hier an.
Hier ein kurzer Auszug des originalen CHIP-Artikels von 2004:
„Das als XXL bezeichnete Mega-Format zeigt auf dem PC eine wirklich gute Bildqualität. Etwas Besseres haben wir bisher bei keinem Kamera-Handy gesehen…“
Ist Dir da nicht auch irgendwie ganz retro zumute? Also ich möchte jetzt irgendwas aufklappen und reinsprechen. Mit diesen Smartphones lassen sich mittlerweile – und mit entsprechendem Zubehör - Filme und Fernsehbeiträge produzieren.
Licht, iPhone und Action
Regisseur Sean Baker präsentierte dieses Jahr seinen Spielfilm „Tangerine“ auf dem Sundance Film Festival. Das Low-Budget-Drama um zwei Transgender-Prostituierte wurde mit drei iPhone 5s und einer Steadycam gedreht. Regisseur Baker erwähnte in diesem Zusammenhang die App FilMiC Pro, welche es für 7,99 Euro im App-Store erstehen kannst. Die App gibt es derzeit ausschließlich für iOS. Eine Android-Alternative dazu ist Cinema FV-5. Smartphones scheinen sich aus Kostengründen vor allem für Independent-Projekte zu lohnen. Transformers 5 wird höchstwahrscheinlich nicht mit Smartphone-Linsen gedreht. Für das Nachrichtenwesen hingegen bringt die Weiterentwicklung Vorteile. Die ARD beispielsweise schaltet für bestimmte Reporter und Korrespondenten seit 2013 das Modul „Mobile Reporter“ in ihrer Tagesschau-App frei. Mit diesem können Videos live ins Programm gestreamt werden.
„Mobile Journalism“ nennt sich diese Art der Berichterstattung. Egal ob für Radio, Print oder Fernsehen: Das Smartphone als Allrounder liefert den gewünschten Content - direkt aus der Hosentasche. Aber wie kann ein Film vom iPhone aussehen wie ein konventioneller Kinofilm? Objektive. Teleobjektive, aber auch Festbrennweiten, verhelfen Deinem Hosentaschen-Filmstudio zu schärferen Aufnahmen. Der übliche digitale Zoom eines Smartphones lässt das Bild unscharf werden. Objektive hingegen helfen Dir zu detailreichen Bilder – ersetzen aber natürlich kein gutes Drehbuch, denn die Kreativität kommt von Dir, nicht aus der Linse.
80-facher Zoom für Dein iPhone
Das Unternehmen Brando verkauft derzeit iPhone-Objektive für 220 Dollar, hierzulande für ca. 160 Euro. Das „iPhone 6 Super Spy Ultra High Power Zoom 80X Telescope with Tripod Stand“ soll so leicht sein, dass Du es auch ohne Stativ bedienen kannst. Optisch geht das Ganze auch als Fernrohr durch. Über die Anwendungsmöglichkeiten des nicht wirklich günstigen Gadgets ließe sich sicherlich ausgiebig debattieren. Professionelle Fotografen oder ambitionierte Smartphone-Knipser werden vermutlich einen Bogen um das Zubehör machen. Die Produktbeschreibung hält sich wohl aus gutem Grund mit technischen Details wie Lichtempfindlichkeit zurück. Aber wenn Du dem Herrn im Cafè gegenüber in die Tasse schauen willst, ist ein 80-facher Zoom sicherlich von Vorteil.
Dieses Zubehör hilft Dir weiter
Neben monströs großen Spionage-Objektiven gibt es auch noch jede Menge anderes Zubehör für Dein Smartphone. Nichts ist schlimmer, als Dein Traummotiv verwackelt zu sehen. Egal wie vorsichtig Du Dich auf der Bank abstützt, Deine Hände zittern wie Espenlaub. Stative gibt es nicht nur für die Profi-Fotografie. Kleine Stative für Smartphones und Actioncams gibt es zum Beispiel ab zwei Euro - ein kleines Dreibein, um das Gerät zum Beispiel auf dem Tisch zu platzieren. Stative mit Teleskop-Stangen können bis zu 170 Euro kosten. Das verleiht dem Ganzen dann schon ein professionelleres Ambiente.
Mittlerweile beliebt sind 360°-Panoramen. Gut gemacht ist das Ergebnis ein echter Eyecatcher. Aber von Hand mit einem leichten Smartphone fehlt vielen dafür die Ruhe oder schlicht die Erfahrung. Auch dafür gibt es Gadgets, welche schon ab 25 Euro zu haben sind. Diese Gadgets haben einen kleinen Motor verbaut, welcher Dein Phone automatisch weiterdreht. Damit bekommst Du schöne Panoramen für wenig Geld.
Wenn Du Dein Motiv gewählt hast und das Smartphone stabil steht, kannst Du entweder auf den Auslöser drücken oder noch einen Schritt weiter denken. Das richtige Objektiv. So wie bei einer Spiegelreflexkamera kann das Objektiv das fertige Bild mit einer komplett anderen Stimmung versehen. Schärfe und Unschärfe spielen jetzt eine Rolle. Aber auch einfache Dinge wie der Abstand zu Deinem Motiv. Ansteckobjektive bekommst Du ab zehn Euro in der einfachsten Ausführung. Festbrennweiten für professionelle Smartphone-Fotografie bekommst Du ab 160 Euro.
Bevor Du wahllos alles zusammenkaufst, solltest Du Dich beraten lassen. Gute Fotografen können Dir weiterhelfen und haben in Geschäften meist auch Zubehör zum Verkauf oder zumindest zur Ansicht.
Schnappschuss, Selfie oder doch der Spielfilmer? Was stellst Du mit Deiner Smartphone-Linse an?
Fotos: iStockphoto, Apple App Store, Google Play Store, Brando Website