International Womens Day

„Ich war nie weniger zu Hause und doch fühle ich mich meiner Mutter näher als je zuvor”

Ich bin die jüng­ste von drei Geschwis­tern. So eine Art Nesthäkchen. Vielle­icht ist das der Grund, dass ich eine beson­dere Verbindung zu meinen Eltern habe. Vor allem zu mein­er Mut­ter. Als ich anf­ing, neben der Schule zu mod­eln, befand ich mich in der sel­ben Sit­u­a­tion wie tausende junge Mod­els jeden Tag auf der Welt: Sehr jung, ohne viel Erfahrung und plöt­zlich alleine auf der Welt unter­wegs. Fremde Städte, fremde Men­schen, fremde Sprachen, alleine in Hotelz­im­mern – ein Leben, wie es eine Gym­nasi­astin aus Ham­burg nicht mal mit sehr viel Mühe hätte vorausah­nen kön­nen.

Als es bei mir damit begann, dass ich auch außer­halb Ham­burgs arbeit­en durfte und wollte, muss das so um das Jahr 2005 gewe­sen sein. Es gab noch keine iPhones, keine Tablets an jed­er Ecke. Mobiles Inter­net war – zumin­d­est für mich – nicht ver­füg­bar. Ich hat­te ein gold­enes Motoro­la-Klap­phandy aus der lim­i­tierten Dolce & Gab­bana-Edi­tion und das war für mich schon der Gipfel der High-Tech-Rev­o­lu­tion. Außer­dem tuschel­ten die Leute an den Flughäfen. Ich redete mir ein, dass sie mich vielle­icht erken­nen wür­den, obwohl ich eigentlich nichts mehr fürchtete, als von Frem­den in der Öffentlichkeit erkan­nt zu wer­den. Tat­säch­lich erkan­nten sie nicht mich, son­dern das Handy, „das hat Paris Hilton auch!“. Ja, wirk­lich. So lange ist das her. Als ich mit dem Mod­eln so richtig ange­fan­gen habe, wurde Girl-Cool­ness noch auf ein­er Skala von 1 bis Paris Hilton angegeben.

Evolution der Emotionen

Zum Glück entwick­elte nicht nur ich mich weit­er, son­dern vor allem auch die Tech­nik. Damals habe ich noch mit Tele­fonkarten und Vor­wahlnum­mern ver­sucht, die Tele­fonkosten über die Tele­fone in den Hotelz­im­mern ger­ing zu hal­ten, nach­dem ich mit meinem Handy eine wirk­lich trau­ma­tis­che Erfahrung gemacht hat­te. Ich war für nur zwei Tage außer­halb Deutsch­lands gebucht. In einem so exo­tis­chen Land wie Öster­re­ich. Fünf lange Gespräche mit mein­er Mut­ter haben mir damals zwei Dinge einge­bracht: Ein heimatlich­es Gefühl der Gebor­gen­heit, trotz eines zwar schmuck­vollen, aber den­noch ein­samen Hotelz­im­mers und einen unvergesslichen Schock einige Wochen später beim Emp­fang der Handyrech­nung. 800 Euro Roam­ing-Kosten. In Öster­re­ich.

Heute ist das glück­licher­weise undenkbar. Andern­falls hätte ich den Job auch nicht mehr lange machen kön­nen. Meine Mut­ter ist meine wichtig­ste Rat­ge­berin. Ein extra Tele­fonkosten-Hon­o­rar von 400 Euro pro Tag ist aber schwierig zu ver­han­deln als Mod­el. Jeden­falls in mein­er Kat­e­gorie. Durch Skype, What­sApp, weitest­ge­hend flächen­deck­endes W-Lan, Face­Time oder Telegram ist die Kon­tak­tauf­nahme nach Hause heute schon lange kein finanzieller Bal­anceakt mehr. Mobile Tech­nik hat mir eine kosten­freie Verknüp­fung zu den wichtig­sten Men­schen meines Lebens ermöglicht. Egal, wo ich bin. Paris. New York, Sin­ga­pur, Bux­te­hude. The best things in life are free.

Revolution der letzten 15 Jahre

Das Fes­t­net­ztele­fon in Hotelz­im­mern nutze ich nur noch für Bestel­lun­gen beim Zim­merser­vice. Selb­st Tax­en bestelle ich mir über Apps zum Hotel, alleine weil die Bezahlung angenehmer und die Über­mit­tlung der Rech­nung automa­tisiert ist. Und meine Mut­ter freut es. Es hat zwar eine Weile gedauert, bis ich ihr ein iPhone auf­schwatzen kon­nte. Und noch länger, bis ich ihr in mühevollen Wohnz­im­mer-Tuto­ri­als die Funk­tio­nen von Skype oder What­sApp näher gebracht habe. Heute ist sie plöt­zlich Vor­re­i­t­erin in Fam­i­lien-What­sApp-Grup­pen und schreibt mir Beschw­erde-Direct-Mes­sages auf Insta­gram, wenn sie keinen blauen Hak­en an ihren What­sApp-Nachricht­en sieht.

Let­z­tendlich ist es ja so, dass die Tech­nik in allen Bere­ichen voran­schre­it­et. Ver­mut­lich schneller, als je zuvor. Als ich in die Schule kam, kan­nte ich nie­man­den mit einem Handy. Keine Eltern, Ver­wandte, Fre­unde. Heute hat ver­mut­lich jed­er, der eingeschult wird, bere­its in der ersten Schul­stunde seines Lebens die Diskus­sion, ob Handys im Unter­richt aus­geschal­tet wer­den müssen. Das kann man gut find­en oder schreck­lich. Klar, natür­lich erwis­che auch ich mich manch­mal dabei, dass ich in einem Uber durch eine fan­tastis­che Stadt gefahren werde und ger­ade in Paris am Place de la Con­corde vor­bei rausche oder in New York die Brook­lyn Bridge passiere, aber anstatt die Wun­der der Architek­tur und die Schön­heit des Augen­blicks zu bewun­dern, antworte ich auf meinem Handy auf E-Mails, schreibe Nachricht­en an Fre­unde oder like Bilder bei Insta­gram. Aber das ist ein Phänomen unser­er Gen­er­a­tion, das eine eigene Kolumne wert wäre.

Egal wo man ist, die Nähe bleibt

Wichtig ist mir nur eins: Auch wenn von 100 Men­schen auf dem Platz vor Notre Dame in Paris zwei lieber What­sApp schreiben, als die his­torische Schön­heit dieses Ortes zu spüren, verbleiben 98 weit­ere, die bei­des kom­binieren. Und durch Insta­gram oder Face­book, dadurch dass wir mobil unter­wegs sind und unsere Handys mit­tler­weile fan­tastis­che Bilder und Videos machen kön­nen, lassen sie den Rest der Welt daran teil­haben. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Heute ste­he ich auf ein­er Dachter­rasse in New York und betra­chte das urbane Far­ben­meer des Big Apple, oder schaue von Venice Beach aus auf einen Son­nenun­ter­gang über dem Paz­i­fik. Jeden Moment meines Lebens, den ich für bedeut­sam oder schön halte, kann ich in Sekun­den mit mein­er Mut­ter und allen anderen wichti­gen Men­schen in meinem Leben teilen. Ich war nie weniger zu Hause, als in den let­zten Jahren – und doch füh­le ich mich mein­er Mut­ter, mein­er Fam­i­lie und meinen Fre­un­den näher als je zuvor.

Wenn das das Ergeb­nis der mobilen Tech­nol­o­gisierung ist, dann haben wir doch alles richtig gemacht, finde ich.

So – und jet­zt ruf Deine Mama an, falls Du das noch nicht gemacht habt. Egal, wo Du bist. Sie ist nur eine Skype-Anwahl, eine What­sApp, einen Face­Time-Call ent­fer­nt. Also zeig ihr, dass Du an sie denkst!

Und wün­scht schöne Grüße von mir.

Alles Liebe, Eure Marie

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