Digital Life
MobileFusion macht Dein Smartphone zum 3D-Scanner
Während 3D-Drucker nicht mehr so futuristisch anmuten und sich langsam den Weg in einige Privathaushalte bahnen, sind 3D-Scanner nach wie vor Chefsache und der Industrie vorbehalten. Noch. Die App MobileFusion soll das ändern. Nun macht Dein Smartphone die 3D-Modelle.
Bei „The Big Bang Theory“ haben Howard und Raj einen ar***teuren 3D-Drucker dazu benutzt, Superheldenfiguren nach ihrem Vorbild zu drucken. Mittlerweile ist das aber schon ein alter Hut und Deinen Mini-Me bekommst Du in Tokyo quasi an jeder Ecke. Wir sehen also, dass das Thema „Was kann man mit 3D-Druckern machen?“ am Rande der Ausgelutschtheit steht. Ein gern übergangenes Problem ist dabei der Scan von Objekten. Bisher kümmern sich Unternehmen wie Creaform3D oder Artec3D um das aufwendige Verfahren. Werden diese Unternehmen jetzt von Deiner Handykamera abgelöst?
20 Sekunden – 320 Pixel
Nicht immer, aber oft, ist es erstrebenswert, schnell fertig zu sein. Laut Aussagen der Entwickler braucht ein kompletter Scan mit der MobileFusion App 20 Sekunden. Dann hast Du in Deinem Smartphone ein brauchbares dreidimensionales Abbild der gescannten Person oder des Objekts.
Dabei arbeitet die App mit der vorhandenen Hardware. Das heißt, Du musst nichts anschließen oder dazukaufen. Genau genommen brauchst Du nicht einmal online zu sein. MobileFusion nutzt die verbaute Kamera und den Grafikprozessor (GPU) für den Vorgang der, Zitat, „…den gleichen Aufwand macht wie ein Foto zu knipsen oder ein Video aufzunehmen.“ Das klingt mutig. Der fertige Scan hat eine Auflösung von 320 x 240 Pixeln und wird mit 25 Hertz dargestellt. Im folgenden Video siehst Du die App im Einsatz:
Quelle: YouTube / Microsoft Research
Das sieht in der Tat beeindruckend aus. Vielleicht verschickst Du also demnächst aus dem Urlaub keine Selfies mehr, sondern 3D-Scannies, frei nach dem Motto: „Guck mal, die britische Krone in 360°.“ Unbestritten ist wohl, dass die App derzeit keinen industriellen Scan ersetzt. Dafür reicht die Auflösung einfach nicht aus.
Made in Oxford
Es ist kein Geheimnis, dass die amerikanische Elite-Universität Oxford ganz nah am Puls der Forschung ist. MobileFusion wurde an der Uni in Zusammenarbeit mit Microsoft Research (Forschungsabteilung des Windows-Entwicklers) von Peter Ondruska, Pushmeet Kohli und Shahram Izadi entwickelt und programmiert. Das offizielle PDF zu MobileFusion, mit dem unerträglich langen Titel „MobileFusion: Real-time Volumetric Surface Reconstruction and Dense Tracking On Mobile Phones“, zeigt erstaunlich farbenfrohe Scans und detaillierte Modelle, wesentlich farbenfroher und detaillierter als das gezeigte Video.
Wir wissen ja, dass Du ein Trendsetter bist, aber derzeit ist die App noch nicht im App Store erhältlich. Bisher gibt es noch keinen offiziellen Erscheinungstermin und selbst wenn die App verfügbar ist, solltest Du genau überlegen, ob Dein Smartphone sich mit ihr verträgt. Klar, Du hast Dein Smartphone seit zwei Jahren und konntest Angry Birds problemlos spielen und deswegen wollen wir es Dir auch nicht madig machen. Fest steht allerdings auch, dass die Grundlage zur Entwicklung von MobileFusion das iPhone 6 bzw. iPhone 6plus war, das derzeit über die stärkste Rechenleistung verfügt. Da heißt es abwarten.
Ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Eine Alternative zum 3D-Scan ist die Photogrammetrie, die mit einer handelsüblichen Kamera und etwas Zeit sehr gute, hochauflösende Ergebnisse liefert. Auf dem Blogpost von software3d.de findest Du eine Anleitung, Software-Tipps und ein Video zu dem Thema.
Was sagst Du zum 3D-Scan im Hosentaschenformat? Wir freuen uns auf Deine dreidimensionalen Kommentare.