Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Mobil im Alter: Der digitale Rollator der Zukunft

Deutsch­land rollt. Rund zwei Mil­lio­nen Men­schen ziehen laut Deutsch­er Verkehr­swacht derzeit mit ein­er Gehhil­fe durch die Lande – Ten­denz steigend. Der Rol­la­tor ist kün­ftig nicht mehr nur Einkauf­shil­fe und Sitzbank, son­dern wird zum schick­en High­tech-Acces­soire, meint Pro­fes­sor Stephan Schäfer von der Hochschule für Tech­nik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Er arbeit­et mit seinem Team an der Entwick­lung und hat uns ver­rat­en, was der Rol­la­tor in Zukun­ft alles kön­nen soll. 

Herr Prof. Dr. Schäfer, wie offen sind Senioren Ihrer Erfahrung nach gegenüber neuer tech­nis­ch­er Geräte? 

[…] Anders als bei medi­zinis­chen Geräten ist die Tol­er­anz bei Pro­duk­ten, mit denen sich ältere Men­schen im All­t­ag beschäfti­gen […], noch nicht so stark vorhan­den. Es hängt von der Nutzbarkeit der Pro­duk­te ab, also davon, wie stark ein Gerät das tägliche Leben bee­in­flusst und wie hoch der Aufwand für die Bedi­enung ist.

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Welche Her­aus­forderun­gen stellen sich den Inge­nieuren und Design­ern bei der Entwick­lung tech­nis­ch­er All­t­ags­geräte für Senioren?

Zunächst ein­mal sollte das Design ansprechend sein. Es darf nie­man­den in seinem Leben­sum­feld diskri­m­inieren oder ein­gren­zen. Darüber hin­aus ist bei der Funk­tion­al­ität zu beacht­en, dass das Gerät ein­fach zu bedi­enen ist. Wir ver­fol­gen die Idee, die Kom­plex­ität der Tech­nolo­gien mit Hil­fe soge­nan­nter Assis­tenz-Sys­teme zu reduzieren, ähn­lich wie bei Fahras­sis­ten­zsys­te­men in der Auto­mo­bil­branche. […] Bei einem Automatikgetriebe zum Beispiel merkt der Nutzer gar nicht, dass diese Tech­nolo­gie vorhan­den ist. Es wird automa­tisch der passende Gang gewählt, wenn der Fahrer aufs Ped­al drückt. Der Fahrer hat also keinen Aufwand bei der Bedi­enung. Solche Sys­teme kön­nen auf Pro­duk­te im Bere­ich des Assist­ed Liv­ing über­tra­gen wer­den. […] Unser Rol­la­tor hat zum Beispiel Sen­soren, die das Umfeld erken­nen und über Vibra­tion am Hand­griff den Nutzer auf ein Hin­der­nis aufmerk­sam machen. […] Bei diesen „smarten Assis­ten­ten“ hat der Nutzer keinen Mehraufwand in der Bedienung.

Was wird der Rol­la­tor der Zukun­ft können?

Er wird weit mehr sein als eine ein­fache Gehhil­fe. Generell erschließen sich für den Rol­la­tor durch neue Tech­nolo­gien ganz andere Anwen­dungs­fälle. Wir sprechen von soge­nan­nten „Used Cas­es“. Der Rol­la­tor, den wir konzep­tionell entwick­elt haben, basiert auf ver­schiede­nen Tech­nolo­gien, beispiel­sweise aus dem Bere­ich der Elek­tro-Bikes. Das Konzept ver­fügt über einen Nar­ben­mo­tor, der bei der Fort­be­we­gung Unter­stützung leis­tet, zum Beispiel beim Über­queren eines Bürg­er­steiges. Wir haben Früh­warn-Sys­teme wie Ultra­schall, die im Nah- und Fern­bere­ich vor Gefahren und Hin­dernissen war­nen. Über ein inte­gri­ertes GPS-Mod­ul kann der Rol­la­tor Geschwindigkeit­en messen. Und er kann beispiel­sweise dazu dienen, über GPS den Stan­dort des Nutzers an eine Notrufzen­trale zu über­mit­teln. Wir kön­nen einen Not­fall-But­ton instal­lieren und einen entsprechen­den Ser­vice anbi­eten, wobei der Rol­la­tor geortet und Hil­fe gerufen wer­den kann. Generell kann das GPS-Mod­ul auch zur Kom­mu­nika­tion genutzt wer­den. Darüber hin­aus ist denkbar, dass über Sen­soren am Rol­la­tor die Vital­w­erte gemessen wer­den: Blut­druck, Herzfre­quenz oder auch erhöht­es Schwitzen, um das Stresslev­el zu messen. Diese Dat­en kön­nten eben­falls per GPS weit­ergeleit­et und aus­gew­ertet wer­den, sodass im Ern­st­fall automa­tisch eine ärztliche Notruf­stelle alarmiert wird. Die Geschäftsmod­elle dazu befind­en sich noch in der Entwicklung.

Welche Vorteile bringt dieser Rol­la­tor der Zielgruppe?

Die Idee hin­ter solchen Pro­duk­ten ist, die Leben­squal­ität des Nutzers zu verbessern. Der Rol­la­tor soll Dich bei der täglichen Fort­be­we­gung unter­stützen. Er hil­ft, Las­ten zu bewe­gen und gibt Ori­en­tierung. Er erweit­ert Deinen Aktion­sra­dius. Wenn wir den Rol­la­tor beispiel­sweise in Alten- und Pflege­heimen zur Ver­fü­gung stellen, kön­nen diese Men­schen damit ihren Leben­sraum erweit­ern. Sie kön­nen wieder selb­st­ständig zur näch­sten Bäck­erei gehen, was sie sich mit einem gewöhn­lichen Stahlrohr-Rol­la­tor vielle­icht nicht zuge­traut hät­ten. Unser Rol­la­tor ist zusät­zlich mit Licht aus­ges­tat­tet und auch für den Außenein­satz sehr gut geeignet, weil unter­schiedliche Räder kon­fig­uri­ert wer­den kön­nen. Zum Beispiel geben Luft­druck­räder mit entsprechen­den Pro­filen im Win­ter und bei Glätte besseren Halt.

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Kön­nen diese Tech­nolo­gien das bish­erige Image des Rol­la­tors als „Alters-Gehhil­fe“, was oft mit Scham und Ablehnung beset­zt ist, revolutionieren?

Auf jeden Fall. Der erste Anspruch an das Design war, dass wir ein Lifestylepro­dukt entwick­eln, das hochw­er­tig ver­ar­beit­et und ein­fach zu bedi­enen ist. Es soll den Senioren ein entsprechen­des Lebens­ge­fühl ver­mit­teln. Wie eine schicke Hand­tasche oder jedes andere Lifestylepro­dukt soll der Rol­la­tor zur Nutzung anre­gen. Dabei spie­len das Design und die Mate­ri­alien eine große Rolle. Wir haben uns für ein Alu­mini­umgestell und Car­bon­teile entsch­ieden und ein optisch ansprechen­des Pro­dukt entwick­elt. Ich ver­gle­iche das gerne mit Wan­dern und Nordic Walk­ing […]: Die Car­bon-Sticks beim Nordic Walk­ing sind nicht mehr nur Hil­f­s­mit­tel beim Wan­dern, son­dern ein modis­ches Acces­soire. Das ist auch die Idee hin­ter unserem Rol­la­tor: er soll als Mode-Acces­soire gese­hen wer­den, das Du far­blich abstim­men und kom­plett nach Deinen Bedürfnis­sen aus­richt­en kannst. Wie beim Auto gibt es ver­schiedene Kon­fig­u­ra­toren, so dass Du ein Gerät erhältst, das genau zu Dir passt.

Wie nah ist diese „Zukun­ft“? Sprich, wann wird es solche Rol­la­toren geben?

Das hängt stark vom Markt ab. Ich gehe fest davon aus, dass sich die Tech­nolo­gie in den näch­sten fünf bis zehn Jahren ganz erhe­blich weit­er­en­twick­eln wird. Wir hof­fen bei unserem „Smart Rol­la­tor“ mit ein­er ver­gle­ich­baren Entwick­lung wie bei Hörg­eräten oder auch E-Bikes. Vor sechs, sieben Jahren waren E-Bikes nahezu uner­schwinglich, heute liegen sie bei eini­gen Hun­dert Euro.

Vie­len Dank für dieses sehr infor­ma­tive Inter­view, Herr Prof. Dr. Schäfer.

Zur Per­son: Prof. Dr.-Ing. Stephan Schäfer ist Leit­er des Mas­ter­stu­di­en­ganges Ambi­ent Assist­ed Liv­ing an der Hochschule für Tech­nik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Zu seinen Fach­bere­ichen zählen unter anderem Elek­trotech­nik, Automa­tisierungssys­teme und Robotik. Mit seinem fün­fköp­fi­gen Team arbeit­et er derzeit an einem zukun­ftsweisenden High­tech-Rol­la­tor, der die Bere­iche der Ingien­eurtech­nik, des Designs und der Human­wis­senschften miteinan­der verbindet.

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