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„Late Night“ in der featured-Filmkritik: Frauenpower im Talkshow-Geschäft
Du liebst amerikanische Late Night Talkshows, denn gerade der Biss und Sarkasmus in den Sendungen haben es Dir angetan? Dann könnte „Late Night – Die Show ihres Lebens“ genau das Richtige für Dich sein.
Was vor der Kamera passiert, zeigt immer nur einen kleinen Teil der riesigen Maschinerie der Fernsehindustrie. Denn hinter jedem Talkshow-Master steht ein Team von - meist männlichen - Autoren, die an Witzen, Monologen und Gesprächsthemen arbeiten. In diese Welt taucht „Late Night“ ein und erzählt die Geschichte zweier Frauen, die mit viel Ellenbogen und Witz versuchen, auf ihre ganz eigene Weise in dieser Welt zurechtzukommen.
Garstige Talkshow-Gastgeberin trifft auf schlagfertige Powerfrau
Katherine Newbury (Emma Thompson) ist dem Fernsehzuschauer in den USA schon seit Jahrzehnten bekannt und eigentlich für ihren bissigen Humor beliebt. Doch in der letzten Zeit sacken die Zuschauerzahlen für „Tonight with Katherine Newbury“ ab und Katherine steht kurz davor, ersetzt zu werden. Außerdem muss sich die erfolgreiche Talkshow-Gastgeberin auch noch vorwerfen lassen, frauenfeindlich zu sein, besteht ihr komplettes Autorenteam doch nur aus Männern. Das ändert sich allerdings schlagartig mit der Neuen im Team: Molly (Mindy Kaling), die nicht nur mit ihrer frechen und selbstbewussten Art frischen Wind in das Team bringt, sondern auch die Erste ist, die Katherine ins Gesicht sagt, woran es die ganzen letzten Jahre gehapert hat. Können Katherine und Molly als unfreiwillig zusammengewürfeltes Team das Ende der Talkshow-Größe verhindern?
Einsichten in den „Late Night“-Writer’s Room
„Late Night“ schafft es, die beiden Frauen in den Vordergrund zu rücken und eine feel-good-Geschichte zu erzählen, die mit viel Humor den Zuschauer vollkommen in die faszinierende Welt der Late-Night-Talkshows hineinzieht. Ohne Zweifel, Emma Thompson brilliert in der Rolle der gnadenlosen und bisweilen unnahbaren Talkmasterin, aber gerade im Wechselspiel mit Mindy Kaling wäre da noch mehr gegangen. Vor allem in Bezug auf die sarkastischen und scharfzüngigen Spitzen hätte es ruhig eine Schippe mehr sein dürfen.
Auch das Beziehung zwischen Molly und der vorwiegend männlichen Riege, mit der sie im neuen Job umgehen muss, hätte etwas mehr Tiefgang bedurft. „Late Night“ schürft gerade hier zu sehr an der Oberfläche. Sei es im Liebesgeplänkel zwischen einem Autor und der Newcomerin oder dem Alphamännchen-Getue im Writer’s Room – nicht immer springt der Funke über und gerade wenn man bedenkt, dass alle männlichen Rollen nur eine Nebenrolle spielen, bleibt man doch oft enttäuscht zurück. Hier hätte Regisseurin Nisha Ganatra deutlich mehr mit den Geschlechterrollen spielen können.
Alles in allem ist „Late Night“ zwar ein solider Film, der besonders durch die Besetzung der Hauptrollen und dem grandiosen Humor überzeugt, ein bisschen mehr Mut und Tiefgang in der Charakterzeichnung hätte dem Film allerdings gut getan – gerade bei der Thematik.
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Bilder: E One Germany