Geschichte digital erleben mit den Projekten 70 Jahre Grundgesetz und Eva Stories
Eine Frau wirft eine Flasche in den smarten Mülleimer Trashbot
Das Cockpit eines Teslas

Geschichte hautnah: Wie digitale Medien Historisches erlebbar machen

Die Real­ität schreibt unfass­bare Sto­rys und Drehbüch­er. Unfass­bar schöne, aber auch unfass­bar schreck­liche. Sie ste­hen ver­steckt in dick­en, ver­staubten Wälz­ern in den Kellern der Bib­lio­theken. In Geschichts­büch­ern natür­lich. Dig­i­tale Medi­en ent­deck­en die Zeit­geschichte für sich – und erzählen sie Dir haut­nah.

Ob mitreißende Insta­gram-Sto­ry, regelmäßige Mes­sen­ger-Updates oder ein ganz anderes For­mat: Durch dig­i­tale Medi­en wird Zeit­geschichte wieder lebendig. Du kannst haut­nah miter­leben, was früher passiert ist. Wir zeigen Dir hier zwei span­nende und wichtige Pro­jek­te, die Dir im Gedächt­nis bleiben wer­den.

Stenograf Karl textet über die Entstehung des Grundgesetzes

Hap­py Birth­day, Grundge­setz. Am 23. Mai feiert das Grundge­setz seinen 70. Geburt­stag. Dieses Jubiläum hat sich das Bun­desmin­is­teri­um der Jus­tiz und für Ver­brauch­er­schutz (BMJV) zum Anlass genom­men, um Dich mit auf die Reise zu nehmen. Der fik­tive Stenograf Karl war näm­lich live im Par­la­men­tarischen Rat dabei, als die Grun­drechte ent­standen, die heute noch gel­ten. Auch er hat ein Smart­phone dabei. Doch er postet keine Sto­rys, son­dern hält Dich per Mes­sen­ger auf dem Laufend­en. Dabei schöpft er das volle Reper­toire aus – von Textnachricht­en über Illus­tra­tio­nen und Video-Clips bis zu Sprach­nachricht­en. Du kannst auswählen, ob Du seine Nachricht­en per What­sApp, Face­book Mes­sen­ger, Three­ma oder Telegram erhal­ten möcht­est.

Karl berichtet nicht nur, wie unser Land von ein­er Nazi-Dik­tatur zu einem demokratis­chen Rechtsstaat wurde, son­dern auch über das Leben in der Nachkriegszeit. Städte liegen in Trüm­mern, die Men­schen leben in Ruinen. Baulärm ist zu dieser Zeit etwas Schönes. Drei Wochen lang schickt Karl Dir täglich eine Nachricht. Du erfährst zum Beispiel, wie die Gle­ich­berech­ti­gung von Frauen und Män­nern in das Grundge­setz aufgenom­men wurde, welche Großs­tadt nur hauchdünn nicht die Haupt­stadt West­deutsch­lands gewor­den ist und welche Rede für die Abschaf­fung der Todesstrafe entschei­dend war.

Karl ist schon seit dem 5. Mai fleißig damit beschäftigt, seine Nachricht­en zu versenden. Die bish­eri­gen Nachricht­en kannst Du aber ein­fach online nach­le­sen, sodass Du auf dem aktuellen Stand bist, wenn Du Dich erst später anmeldest.

Durch dig­i­tale Medi­en kannst Du Geschichte neu erleben. Die bei­den Pro­jek­te zeigen ein­drucksvoll, wie die Dis­tanz zwis­chen einem his­torischen Ereig­nis und Dir auf ein Min­i­mum zusam­men­schrumpft. So kommt das Gefühl auf, selb­st dabei zu sein und Du kannst ein stück­weit nachvol­lziehen, wie sich das Zeit­geschehen damals ange­fühlt haben kön­nte.

Das Grundgesetz neu verlegt als Magazin

Wusstest Du, dass Du Dir das Grundge­setz bei der Bun­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung (BPB) kosten­los als Buch bestellen kannst? Grund­sät­zlich wäre das sicher­lich eine sin­nvolle Anschaf­fung, schließlich soll­test Du Deine Grun­drechte ken­nen. Doch wie so oft sind Geset­zes­texte lei­der nicht in leser­fre­undlichem Lay­out gedruckt, son­dern eher in klein­er Schrift und auf sehr dün­nem Papi­er. Deshalb haben der Jour­nal­ist Oliv­er Wurm und der Design­er Andreas Vol­ler­itsch das Grundge­setz als Mag­a­zin mit mod­ernem Lay­out und vor allem gut les­bar in die Kioske und Buch­hand­lun­gen gebracht. Die Schrift auf bun­tem Hin­ter­grund und Satel­liten­bilder des Astro­naut­en Alexan­der Gerst machen das Mag­a­zin zeit­gemäß. Oliv­er Wurm ist mit der ersten Auflage aufs Ganze gegan­gen und hat bere­its im ver­gan­genen Herb­st 100.000 Stück druck­en lassen. Mit­tler­weile ist die zweite Auflage schon in Auf­trag, denn das Grundge­setz als Mag­a­zin kommt bei Jung und Alt gut an. Selb­st wenn das Grundge­setz auch kosten­los erhältlich ist, so hat Wurms Neuau­flage das Inter­esse gestärkt, sich mit dem Grundge­setz auseinan­derzuset­zen, egal, ob als Mag­a­zin oder im Orig­i­nal-Heft des BPB. „So ist es eine Win-Win-Sit­u­a­tion für alle”, sagte Wurm dem Mag­a­zin Cicero. „Vor allem für das Grundge­setz.” Und damit hat er defin­i­tiv Recht.

Eva.Stories: Die Instagram-Story eines Mädchens im Holocaust

Insta­gram-Sto­rys sind ein Blick über die Schul­ter. Der dig­i­tale Ort für Momente, die Du gerne mit anderen teilen möcht­est. Oft auch ein­fach als eine Art Tage­buch, um aus dem All­t­ag zu bericht­en. Das macht vie­len Spaß und sorgt für Unter­hal­tung und Inter­esse. So begin­nt auch die Insta­gram-Sto­ry des Accounts Eva.Stories. Doch nicht im Jahr 2019, son­dern im Jahr 1944. Das jüdis­che Mäd­chen Éva Hey­man nimmt Dich mit in ihren All­t­ag. Als 13-jährige Jüdin im ungarischen (heute rumänis­chen) Nagyvárad. Sie feiert ihren Geburt­stag, tanzt mit ihrer Cou­sine und ihrer besten Fre­undin auf der Straße und gön­nt sich eine Por­tion gefrorene Freude am Eis­stand. Du ahnst es bes­timmt: So idyl­lisch wird es in der Insta­gram-Sto­ry nicht lange weit­erge­hen. Und genau­so ist es. Die Nazis nehmen die Stadt ein und begin­nen damit, Juden erst zu enteignen und anschließend in Konzen­tra­tionslager zu deportieren. Und Du bist haut­nah dabei. Siehst bis zum Schluss, was Eva erlebt.

Ist die Geschichte echt? Ja, Éva Hey­man hat wirk­lich gelebt. Und sie hat damals tat­säch­lich schon auf eine gewisse Art ihre Sto­ry fest­ge­hal­ten. Nur eben nicht mit dem Smart­phone, son­dern ganz klas­sisch mit dem Stift im Tage­buch. Auf Grund­lage ihrer Aufze­ich­nun­gen hat der israelis­che Geschäfts­mann Mat­ti Kochavi das Pro­jekt ins Leben gerufen.

Ist Insta­gram ein guter Ort für so hochsen­si­ble The­men wie den Holo­caust? Regis­seur Kochavi wollte in erster Lin­ie junge Men­schen erre­ichen, die noch nichts vom Holo­caust wussten. Er möchte zum Nach­denken anre­gen und dafür sor­gen, dass der Holo­caust nicht vergessen wird. Und das ist ihm gelun­gen. Und zwar mit ein­er Insze­nierung, über die er selb­st sagt: „Es ist ober­fläch­lich und ist es auch wieder nicht. Es bietet ein sehr hohes Niveau an Intim­ität. Es set­zt kein Vor­wis­sen voraus. Es erzählt, als würde man nichts wis­sen.” Nicht ein­mal zwei Wochen nach der Veröf­fentlichung zählt der Account Eva.Stories schon über 1,7 Mil­lio­nen Abon­nen­ten.

Das For­mat der Insta­gram-Sto­rys mag zu Anfang vielle­icht ober­fläch­lich wirken. Doch die Mis­chung aus fröh­lichen Emo­jis, Umfra­gen und Antwort­feldern auf der einen Seite und bek­lem­menden, drama­tis­chen Bildern und Videos auf der anderen Seite spiegelt wider, wie hochemo­tion­al es damals tat­säch­lich gewe­sen sein kön­nte. Das Leben wird bes­timmt durch das Hof­fen auf Ret­tung, Todesäng­ste und Ungewis­sheit. Wenn doch mal kleine Momente der Freude entste­hen, wartet im näch­sten Augen­blick schon die beängsti­gende Real­ität. Genau das trans­portieren die Sto­rys.

Was Éva erlebt hat, das sollte nie­mand mehr erlei­den müssen. Deshalb ist die Erin­nerung an die Gräueltat­en der Nazis so wichtig. Wir leg­en Dir die Eva.Stories daher abso­lut ans Herz.

Wie wirken die Eva.Stories und Stenograf Karl auf Dich? Was hat Dich beson­ders bewegt? Hin­ter­lasse uns einen Kom­men­tar.

Titelbild: BMJV

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