Gadgets & Wearables
Die Zukunft im Bild festhalten
Täglich erleben wir neue Methoden um Fotos zu machen, sie zu ‚entwickeln’ und zu publizieren. Nicht umsonst ist die Fotografie eine der dynamischsten Sparten der Kreativindustrie. Wie halten wir die Zukunft im Bilde fest? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, stellen wir in diesem Beitrag ein paar revolutionäre Konzepte vor, die Deinen Blick auf die Fotografie vielleicht nachhaltig verändern werden.
Eines der zeitlosesten Fotografiekonzepte ist wohl der Passbildautomat. Für viele ist er der ideale Zeitvertreib auf Bahnhöfen und eine praktische Souvenirmaschine auf Citytrips. Den ersten funktionierenden Fotoautomaten baute der Deutsche Conrad Bernitt schon im Jahr 1890. Die erste Maschine, die in der Lage war, Fotos zu entwickeln, wurde ebenfalls von einem Deutschen erfunden: Carl Sasse machte 1896 erstmals Abzüge von Negativen. Vorher produzierten Fotomaschinen lediglich ‚Ferrotypien’, bei denen das Bild direkt auf einer Metallplatte erschien.
Doch zurück zum Fotoautomaten, den es mittlerweile in vielerlei Erscheinungsformen gibt: Das Spektrum reicht vom oldschooligen Schwarz-Weiß-Automaten in hippen Berliner Szenevierteln bis hin zu Foto-Vollautomaten wie zum Beispiel der ‚Thermobooth’.
Kiss me if you can
Die Thermobooth ist ein Fotoautomat, der auf Berührungen reagiert. Man steht auf einer mit ‚intelligenten’ Sensoren bestückten Bodenplatte und sobald sich die auf ihr posierenden Menschen gegenseitig berühren, wird eine Kamera mit zwei OLED-Blitzen ausgelöst.
Auch die Designerin Talia Radfort hat eine außergewöhnliche Kamera entworfen.
Ihre Kiss Cam wird ausgelöst, sobald man sie küsst. Ein transparentes OLED dient zugleich als Blitz, Sucher und Touchscreen-Auslöser.
Biometrische Kamera
Mimi Zou, eine junge britische Designerin, erfand während ihres Studiums eine Kamera, die biometrische Daten lesen kann. Die Kamera, die sie passenderweise ‚Iris’ taufte, befindet sich allerdings noch im Konzeptstadium und es ist unklar, ob sie weiterentwickelt wird.
Die Idee hinter ‚Iris’ ist, dass sie mit Blicken bedient wird und anhand der Iris-Bewegung erkennt, wohin man durch die Linse blickt. Indem die Kamera genau darauf scharf stellt, soll festgehalten werden, was das Auge fixiert. Schaut man also bestimmte Personen oder Objekte an, dann fokussiert sich die Kamera genau auf diese.
Weil die Kamera Dich anhand Deiner Iris eindeutig erkennt, kann sie auch verwendet werden, um Menschen zu identifizieren. Wer durch den Sucher schaut, dessen persönlichen Einstellungen werden geladen. Wenn jemand zum Beispiel gerne mit einer niedrigeren Filmempfindlichkeit und großer Blende fotografiert, muss ‚Iris’ das ‚lernen’. Durch ein Augenzwinkern kann man zoomen und zweimaliges Blinzeln löst den Verschluss aus, um ein Foto aufzunehmen.
Eine Dunkelkammer fürs Smartphone
Für alle Liebhaber der analogen Fotografie hat Polaroid eine tragbare Dunkelkammer entwickelt, die Deine Lieblingsfotos vom Smartphone in physische Fotoabzüge verwandelt. Das Impossible Instant Lab ist ein Gadget im Smartphoneformat, das sich zu einer Art Turm auseinanderziehen lässt, wodurch es zu einem Mini-Labor mit einer Schublade im Polaroidfomat wird. Leg Dein iPhone (mit anderen Smartphones funktioniert es derzeit leider noch nicht) mit dem Bild im Screen auf den Turm und Du bekommst nach ein paar Handgriffen und etwa 30-minütiger Trocknungszeit ein cooles, analoges Smartphone-Bild.
Wie Instant Lab nutzt auch die Mini-Dunkelkammer ENFOJER das Display des Smartphones zur Erstellung eines physischen Fotoabzugs – fordert aber mehr Do-it-Yourself-Einsatz als das Polaroid-Gadget. ENFOJER projiziert nämlich das digitale Bild auf schwarz-weißes Fotopapier und braucht zur Entwicklung eine echte Dunkelkammer – inklusive Rotlicht.
Kameras, die Gedanken lesen
Wenn wir mit dem Hightechzug noch eine Haltestelle weiterfahren, erreichen wir die Neurotechnologie: eine Disziplin, in der derzeit eine Menge spannender Applikationen entwickelt werden – unter anderem auch solche, die Erinnerungen festhalten können.
Die Neurocam ist dabei eine der fortschrittlichsten Kameras überhaupt. Das Konzept besteht aus einem EEG-Headset, das mit einem Smartphone kombiniert wurde. Die schlauen Köpfe bei Neurowear haben ihr Gadget so programmiert, dass es Bilder speichert, die beim Nutzer eine bestimmte Emotion auslösen.
Und das geht so: Das EEG-Headset misst die Aktivität von Hirnströmen und weist dieser eine Zahl zwischen 0 und 60 zu. Der japanische Professor Mitsukura von der Universität Keito hat einen Algoritmus entwickelt, der misst, wie interessant oder schön man etwas findet. Sind die Ausschläge hoch genug, dann wird das Bild verewigt und automatisch an ein Smartphone verschickt. Die Neurocam ist allerdings noch nicht auf dem Markt.
In dieses Spektrum fällt auch MindRDR, eine App für Google Glass. Auch sie arbeitet mit einem EEG-Sensor, der die Hirnaktivität misst und dabei zwischen zwei Gemütszuständen unterscheidet: Aufmerksamkeit und Meditation. Auf Basis der gesammelten Daten entsteht ein Foto, sobald der Träger seine Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes richtet. Dieses Foto kann über Social Media dann automatisch geteilt werden.
‚Wirklich’ verblüffend – verblüffend wirklich
Eine jahrhundertealte Technologie, die uns immer wieder in den verschiedensten Anwendungen begegnet, ist die ‚Stereoskopie’. Mit Poppy wird Dein iPhone zu einer 3D-Kamera, die mithilfe zweier Spiegel zwei stereografische Bilder aufnimmt. Bei Blick durch den Sucher kombiniert Poppy die beiden Bilder zu einem einzigen 3D-Foto. Ein Klick genügt, um das verblüffende Ergebnis mit Deinen Freunden zu teilen.
In letzter Zeit erblicken auch immer mehr 360°-Kameras das Licht der Welt. Zum Beispiel Panono, eine robuste Kugel mit 36 integrierten Kameras mit jeweils einer Auflösung von 108 Megapixeln. Wenn Du Panono in die Luft wirfst, misst der eingebaute Beschleunigungsmesser, wann der höchste Punkt erreicht ist. Dort lösen alle Kameras gleichzeitig aus. Die 36 Bilder werden dann zusammen in einem 360°-Panorama verarbeitet.
Die 360 Cam und Bubl sind wasserfeste Varianten der Panono, mit denen man unter Wasser Panoramabilder erstellen kann. Zum in die Luft werfen sind sie allerdings nicht geeignet. Du hast also die Wahl: Willst Du eine Kamera, die die Wolken küssen kann, oder eine, mit der Du ins Meer abtauchen kannst?
Virtual-Reality-Kamera
Die Einführung von Oculus Rift, Facebooks Virtual-Reality-Brille, hat in der Gaming- und Storytelling-Szene eine Revolution entfesselt. Google nahm die Herausforderung an und brachte eine billigere DIY-Variante raus. Mithilfe eines Pizzakartons, eines Android-Telefons und verschiedener Gerätschaften aus Küche, Haus und Garten kannst Du Deine eigene Kamera bauen und mit der zugehörigen App Deine eigene Virtual-Reality-Software schreiben.
Du baust die Maske aus Karton zusammen, setzt Dein Smartphone ein und hältst es vor die Augen. Weil das Headset alle visuellen Eindrücke ausblendet, kannst Du in ein faszinierendes Virtual-Realtity-Erlebnis eintauchen. Optische Linsen vergrößern das Bild und vermitteln Dir das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Klar, dass die kostengünstige VR-Brille ‚Cardboard’ so beliebt ist. Schließlich ist sie etwa 700 Euro billiger als die Oculus Rift – und das bei beachtlicher Qualität.
Perfekte Kombination
Die oben vorgestellten Konzepte und Produkte zeigen, dass die Kombination von Low- und Hightech eine ideale Verbindung sein kann. Obwohl die Fotografie schon ein anderthalb Jahrhunderte altes Konzept ist, bringt sie dank neuer Technologien immer wieder überraschende Gadgets hervor. Und interessanterweise bietet die fortschrittliche Technologie immer wieder Raum für das Analoge. Damit ist die Fotografie ein schönes Beispiel für einen Industriezweig, in dem sich Technologie und Handwerk gegenseitig sehr positiv beeinflussen.