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„Assassin’s Creed“-Film Story und Review: Nichts ist real, alles ist erlaubt
Heute erscheint die Videospielverfilmung „Assassin’s Creed” in den Kinos. Die Story: Ein verurteilter Straftäter wacht nach seiner Hinrichtung auf. Fortan springt und mordet er sich durch die Erinnerungen seines Vorfahren – unter Aufsicht eines Riesenkonzerns mit Weltherrschaftsabsichten. Gelingt „Assassin’s Creed” der riesige Sprung von der Konsole auf die Leinwand? Das und mehr erfährst Du hier.
Quelle: YouTube / Moviepilot Trailer
Assassin’s Franchise: Kapuzen und Klingen quer durch die Epochen
Regisseur Justin Kurzel inszenierte „Assassin’s Creed“ mit Blick auf die Fans des Franchise. Anders als bei Videospiel-Adaptionen wie „Resident Evil“, „Mortal Kombat“ oder „Silent Hill“ wird die Geschichte der Vorlage weder nacherzählt, noch neu interpretiert. Assassin’s Creed gliedert sich in die bestehende Kontinuität ein und ergänzt diese um Story und Figuren. Deshalb ist es sinnvoll, wenigstens einen groben Überblick über das erfolgreiche Franchise zu haben, das Spiele-Gigant Ubisoft 2007 startete und das bis heute immerhin 9 Hauptspiele (PC/Konsole), 11 Spin-off-Games (Mobile/Handheld), 8 Romane, 10 Comics, 3 Kurz- und seit neustem einen Langspielfilm hervorgebracht hat.
Die Prämisse: Seit Menschengedenken stehen sich Assassinen und Templer in einem Krieg gegenüber – mal mehr, mal weniger geheim. Der moderne Ausläufer des Templer-Ordens manifestiert sich im sinistren Konzern „Abstergo Industries“. Dieser sucht nach den „Edensplittern“, um mit dessen Technologie die Menschen selbst und damit die Geschicke der Menschheit zu steuern.
Schlüsselelement in jedem Spiel ist der „Animus“. Diese Technologie ermöglicht es dem Nutzer mittels DNS-Entschlüsselung, die Vergangenheit seiner Vorfahren zu durchleben. Auf diese Weise erlebt der Spieler Abenteuer im Orient zu Zeiten der Kreuzzüge, macht Russland während der Oktoberrevolution unsicher oder segelt als Pirat über das Meer.
Quelle: Giphy
Inspiration fanden die Macher angeblich zum einen in der „Prince of Persia“-Reihe. Hier muss der Spieler sich in einem Fantasy-Plot mit ausufernd-akrobatischen Aktionen durch die Level kämpfen. Für die Story des erstens Spiels blätterten die Verantwortlichen zudem wohl ausgiebig in dem Roman „Alamut“ des slowenischen Schriftstellers Wladimir Bartol.
Assassin’s Story: Wir arbeiten im Dunkeln, um dem Licht zu dienen
Das klingt zunächst nach dem Kredo des hiesigen Baumarkt-Fachpersonals in der Lampenabteilung, ist aber tatsächlich die Maxime der Assassinen. Das bekommen wir auch im Laufe des Films so oft aufs Brot geschmiert, dass es hängen bleibt. Aber keiner sagt es so schön wie Michael Fassbender.
Callum ‚Cal’ Lynch (Fassbender) wird als verurteilter Mörder hingerichtet. Der Exitus ist allerdings kürzer als üblich. Er wacht wieder auf, als Häftling beziehungsweise Probant in den Hallen von Abstergo. Projektleiterin Sophia Rikkin (reizend unterkühlt: Marion Cotillard) lockt mit einem Neuanfang und einem Leben in Freiheit. Die Bedingung: Cal muss mit Hilfe des Animus die Vergangenheit seines Vorfahren Aguila durchleben und so den Standort eines Relikts, des „Apfel von Eden“, in Erfahrung bringen. Die Erinnerungen werfen ihn zusammen mit dem Zuschauer ins 15. Jahrhundert, zu Zeiten der Spanischen Inquisition und der Assassinen.
Foto: © 2016 Twentieth Century Fox and Ubisoft Motion Pictures. All Rights Reserved / press kit
Assassin’s Review: Gut choreographierte Action mit zwei alten Bekannten
Regisseur Justin Kurzel mag vertraute Gesichter. Lieber auf Nummer Sicher gehen. Das Schauspiel-Gespann Fassbender/Cotillard hat ihm ja immerhin schon bei der Shakespeare-Verfilmung „Macbeth“ eine Nominierung von der goldenen Palme in Cannes geschüttelt. Und in der Tat profitiert der Film beträchtlich von der Chemie zwischen den Hauptdarstellern. Muss er auch. Denn faktisch bilden diese das Abgrenzungsmerkmal zu den Videospielen. Sie müssen es schaffen, Zuschauer abzuholen, die das Spiel (bis zu diesem Artikel) womöglich noch gar nicht kannten. Denn die Story vom tragischen Todeskandidaten, dem finstren Konzern und dem technoiden Mumbo Jumbo war schon damals bei „Terminator Salvation“ nicht mehr neu.
Assassin’s Creed punktet hier jedoch mit der Geschichte rund um den spanischen Assassinen Aguilar (ebenfalls Fassbender). Die Wechsel zwischen futuristischem Setting in der Gegenwart und den prächtig choreographierten Actioneinlagen vor der Kulisse einer längst vergangenen Epoche sorgen für genügend Abwechslung.
Auch beim Soundtrack hat Justin Kurzel keine Kompromisse gemacht und kurzerhand seinen Bruder Jed Kurzel ins Boot geholt. Der liefert solide Orchester-Kost und rutscht in einigen Actioneinlagen schon fast ins Aufgeregte ab. Wenn sich schon die Assassinen auf der Leinwand nicht zwischen hektischem Gepieke und Gehopse entscheiden können, hätten sich ja wenigstens Streicher und Trommler auf auditiver Ebene mal einigen können.
Foto: © 2016 Twentieth Century Fox and Ubisoft Motion Pictures. All Rights Reserved / press kit
Assassin’s Fazit: Herzhafte Actionkost, mit magerer Storybeilage
Über jeden Zweifel erhaben ist „Assassins’s Creed“ eine Actionperle, die auf visueller Ebene seine zwei Stunden mit Bravur ausfüllt. Fans der Videospiel-Reihe werden sowohl in der Inszenierung, als auch bei Charakteren und Items genug Referenzen an die Vorlage finden, um den Film zielgerecht in den bestehenden Kanon einzuordnen.
Wer nun ohne Vorkenntnisse ins Kino geht, wird auf einen SciFi-Actioner treffen, der Versatzstücke des Genres geschickt aneinanderreiht und dabei gerade gegen Ende so sehr nach Fortsetzung brüllt, dass es den einen oder anderen Zuschauer fast sogar etwas unbefriedigt zurücklässt. Die Zeit bis zum zweiten Teil kannst Du Dir dann wieder wie gehabt vor der Konsole vertreiben. Denn der sollte nur Formsache sein, wenn der Film nach der Veröffentlichung auch nur einigermaßen performt.
Du läufst schon seit Tagen mit Kapuze zum Einkaufen und schmierst die Frühstücksbrote nur noch mit versteckter Unterarmklinge? Schaust Du Dir den Film im Kino an oder bleibst Du bei der Konsolenvariante? Wir freuen uns auf Deinen streng geheimen Kommentar: Wir hocken im Dunkeln, um Licht zu sparen.