

Vorstand der CleanCar AG und seit 20 Jahren im Unternehmen.
CleanCar Hochleistungs-Autowaschcenter gibt es zurzeit 25-mal in Deutschland und 3-mal in Österreich. An jedem Standort kommt modernste Technik zum Einsatz, um immer perfekte Waschergebnisse zu erzielen und Ressourcen zu schonen. Die Waschcenter waschen jährlich über drei Millionen Autos. Hochwertige CarCosmetic-Services und Zusatzleistungen wie Ölwechsel sowie Tankstellen an ausgewählten Standorten runden das Leistungsangebot ab. Über 400 engagierte und kompetente Mitarbeiter erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 115 Millionen Euro pro Jahr.
Damit war das Unternehmen prädestiniert, als Pilotpartner gemeinsam mit AUTO BILD die ersten vernetzten Autowaschanlagen im Rahmen des neuen Angebots Clever Waschen aufzubauen. Per App können Kunden ohne weiteren Kassiervorgang eine Autowäsche buchen und bezahlen. Als exklusiven Partner für den Aufbau der Infrastruktur zur Vernetzung der Waschanlagen entschied sich Clever Waschen für Vodafone.
Wir sprachen mit Holger Dörner, Vorstand der CleanCar AG:
Herr Dörner, das Internet der Dinge ist mittlerweile in vielen Bereichen unseres Alltags zu finden. Nun werden auch Autowaschanlagen digital. Warum haben Sie sich entschieden, mit Ihrem Unternehmen den Schritt in die Digitalisierung zu gehen?
Ich bin seit über 20 Jahren in diesem Geschäft tätig. Wenn man von Digitalisierung spricht, liegt es sicher nicht auf der Hand, ans Thema Autowäsche zu denken. Vor allem aus Perspektive der Kunden. Ich sage immer, dass die Autowäsche ein „Kirchturmgeschäft“ ist – sie wird gerne am Wochenende erledigt, und die meisten Kunden suchen dafür ein Angebot, das idealerweise in einem Radius von zwei bis vier Kilometern um ihren Standort liegt. Hat der Kunde einen Anbieter gefunden, mit dem er zufrieden ist, bleibt er ihm aus Gewohnheit treu. Vernetzung spielte dabei bislang kaum eine Rolle – allenfalls im Hintergrund für Themen wie digitale Qualitätssicherung, Betriebssteuerung bis hin zur Etablierung eines ERP (Enterprise-Ressource-Planning) Systems. Ich sehe große Potenziale in der Digitalisierung, aber nicht nur für die interne Organisation des Unternehmens.
Durch den Siegeszug von Smartphones hat sich ja unser aller Leben ein Stück weit verändert – und Connected Cars bringen diese Veränderungen zunehmend auch ins Auto. Deshalb ist für uns als Anbieter von Autowäschen wichtig, digital erreichbar zu sein. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung digitaler Bezahlfunktionen. Zwar spielt Bargeld in Deutschland nach wie vor eine große Rolle – gerade bei kleineren Beträgen, wie sie in unserer Branche typisch sind. Doch der digitale Zahlungsverkehr wird immer wichtiger, und jüngst wurde er auch durch das Pandemiegeschehen noch weiter beschleunigt.
Grundsätzlich ist das Autowaschgeschäft zwar kapitalintensiv, aber auch margenattraktiv. Deshalb sehen wir auch immer wieder neue Anbieter, die in diesen Markt eintreten. Mit unseren Angeboten und Leistungen für die Kunden attraktiv zu sein und sie damit auch zu binden, ist für uns daher strategisch sehr wichtig. Dazu gehört neben einer hohen Qualität auch ein modernes und überzeugendes Kundenerlebnis am Point of Sale.
Waschen per App: Das Konzept von Clever Waschen und CleanCar ist so einfach wie effektiv.
Waschen per App: Das Konzept von Clever Waschen und CleanCar ist so einfach wie effektiv.
„Die Vernetzung macht Autowaschen komfortabler: Die Kunden können Wartezeiten vermeiden, ihr Auto zügig waschen und dafür bequem per App bezahlen.“
Aus den von Ihnen genannten Gründen unterstützen Sie das neue Angebot Clever Waschen. Wie kam es dazu?
Bei einer Jahrestagung unseres Branchenverbands BTG, dem Bundesverband Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutschland, habe ich Nicolas Meibohm, Head of Connected Car bei Axel Springer und verantwortlich für das Projekt Clever Waschen, kennengelernt. Er hat es in einem kurzen Vortrag vorgestellt, und wir kamen in der nächsten Pause intensiv ins Gespräch. Ich habe mir sofort gedacht, dass wir bei diesem Projekt als First Mover dabei sein müssen. Da Herr Meibohm aus Hamburg kommt, hatte er auch schon bei uns sein Auto gewaschen und kannte CleanCar. So wurden wir uns schnell per Handschlag darüber einig, ein Pilotprojekt gemeinsam umzusetzen. Wir sind das Thema dann beherzt angegangen und haben mittlerweile zwölf Anlagen mit der erforderlichen IoT-Vernetzung und Kennzeichenerkennung ausgerüstet. Den Rest unserer Standorte werden wir in absehbarer Zeit ebenfalls dafür ausstatten.
Welche Vorteile ergeben sich dadurch für Ihr Geschäft?
Ich glaube, dass das Thema Connected Cars in der Autowaschbranche noch gar nicht so präsent ist. Bei den Kraftstoffen ist diese Verbindung schon weiter – das Infotainmentsystem des Fahrzeugs zeigt aktuelle Spritkosten an, und auch „Pay at the Pump“, also die direkte Bezahlung aus dem Auto heraus, wird hier und da schon realisiert. Ich sehe ähnliche Vorteile aber auch für die weiteren Dienstleistungsbereiche rund ums Auto. Die Kunden können Wartezeiten vermeiden, ihr Auto komfortabel und zügig waschen und dafür bequem bezahlen. Das gilt umso mehr, als dass es in unserer Branche deutliche Effekte „gleichgerichteter“ Nachfrage gibt: Jeder kennt das Beispiel, dass sich am Karfreitag vor den Osterfeiertagen vor den Waschanlagen die Fahrzeuge stauen. Dann gibt es Fahrer, die ihren Plan, ihr Auto zu waschen, sofort abbrechen, wenn schon drei Fahrzeuge vor ihnen vor der Anlage stehen. So etwas lässt sich mit App-Unterstützung viel besser entzerren.
Wir als Anbieter können freie Kapazitäten besser vermarkten, erhalten einen ganz neuen Vertriebskanal und somit auch die Chance, darüber neue Kunden zu gewinnen. Das trifft beispielsweise zu, wenn der Kunde in einer anderen Stadt ist und vor einem wichtigen Geschäftstermin nochmal sein Auto waschen möchte. Dann bietet ihm die Clever-Waschen-App eine schnelle Markttransparenz und zeigt ihm gegebenenfalls Sonderangebote oder Ähnliches. Darüber hinaus wird der Vertrieb von Autowäschen so zu einem echten Onlineangebot, was vorher kaum der Fall war. Jetzt kann ein Kunde zum Beispiel über die App eine Wäsche im Voraus erwerben, aber erst ein oder zwei Wochen später einlösen. Da wir in Bereichen wie Onlinemarketing, Mobile Search oder Marketing über Social-Media-Kanäle schon vorher sehr aktiv und erfolgreich waren, sehen wir uns für solche Entwicklungen gut aufgestellt. Und hinter alledem stehen sehr schnelle und effiziente Prozesse.
25 Filialen von Clean Car gibt es in Deutschland, 3 sind es in Österreich. In Zukunft sollen digitale Angebote konsequent erweitert werden.
25 Filialen von Clean Car gibt es in Deutschland, 3 sind es in Österreich. In Zukunft sollen digitale Angebote konsequent erweitert werden.
„Aus Sicht der Branche erwarte ich einen noch höheren Grad an Automatisierung und neue Geschäftsmodelle. Ich blicke sehr optimistisch in die Zukunft.“
Wie aufwendig ist die Ausrüstung einer Waschanlage für das vernetzte Angebot?
Die Installation der Kennzeichenerkennung und der IoT-Box ist in ein bis zwei Tagen erledigt und behindert kaum das Geschäft des Betreibers – vielleicht muss er in dieser Zeit den Waschbetrieb mal für eine halbe Stunde unterbrechen. In die Lösung fließen nun aber auch Erfahrungen ein, die wir beim Aufbau der Pilotanlagen gemeinsam mit Clever Waschen und seinen Projektpartnern gesammelt haben. Zum Beispiel war die Lösung zunächst für sogenannte Portalwaschanlagen ausgelegt, wie man sie von Tankstellen kennt: Der Fahrer steigt aus dem Auto aus, das Tor schließt sich, und die Waschanlage bewegt sich über das Auto hinweg. Wir betreiben dagegen Waschstraßen, bei denen das Fahrzeug auf einem Transportband durch die Anlage bewegt wird. Diese Anlagen sind zum Teil mehrspurig – wobei im Vorfeld nicht feststeht, in welche Spur das Fahrzeug einfahren wird. Auf diese Einsatzbedingungen musste die Lösung noch angepasst und erweitert werden. Doch das ist jetzt erfolgreich gelungen. Ähnliches galt auch für Optimierungen in der App oder bei den Prozessen bis hin zum internen Reporting zwischen den beteiligten Gesellschaften. Das ist nun alles realisiert und steht damit für einen breiteren Einsatz zur Verfügung.
Welche weiteren Services planen Sie für die Zukunft?
In naher Zukunft werden noch weitere Möglichkeiten wie Couponing beziehungsweise Kundenbindungs-Programme dazukommen. Da ist vieles denkbar – wie zum Beispiel ein Sonderangebot, wenn es regnet und Ähnliches mehr. Zudem können wir die klassische Fahrzeugwäsche mit anderen Angeboten wie etwa Innenraumreinigung oder Fahrzeugaufbereitung zu attraktiven Paketen kombinieren. Wir sprechen sogar schon mit Fahrzeugherstellern, um ganz neue Modelle zu entwickeln. Ich könnte mir zum Beispiel eine Wasch-Flatrate vorstellen, die bereits in der Leasingrate enthalten ist. So kommt die Autowaschbranche tatsächlich auf die Höhe der Zeit. Da werden uns bestimmt noch mehr gute Ideen einfallen.
Wenn wir etwas weiter – vielleicht 10 Jahre – in die Zukunft schauen, wie wird eine Autowäsche dann aussehen?
In vielen Aspekten wahrscheinlich gar nicht so viel anders als heute. Wir müssen bedenken, dass der Fahrzeugbestand in Deutschland im Durchschnitt über neun Jahre alt ist – die Autos, die heute gekauft werden, werden also in zehn Jahren immer noch auf der Straße sein und wollen gewaschen werden. Wir werden natürlich einen größeren Mix an Antriebstechniken sehen. Ich bin aber überzeugt davon, dass die Individualmobilität auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Auch bei den Fahrzeugarten und Karosserieformen erwarte ich keine großen Umbrüche. Damit werden die Rahmenbedingungen für die Fahrzeugwäsche recht ähnlich bleiben. Wo es sicherlich Veränderungen und Fortschritte geben wird, ist die Vernetzung – beispielsweise wie angedeutet die Integration von Services wie Autowaschen in die Infotainmentsysteme von Connected Cars. Convenience-Aspekte wie die Reduktion von Wartezeiten, automatische Bezahlvorgänge im Hintergrund und Ähnliches werden dabei zunehmen. Aus Sicht der Branche erwarte ich einen noch höheren Grad an Automatisierung und neue Geschäftsmodelle wie eben beispielsweise die Kooperation mit Fahrzeugherstellern. Aber alles in allem blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft.
Effizienter, erfolgreicher, nachhaltiger durch Vernetzung