

Ralph Jeschabek arbeitet seit mehr als 10 Jahren für die ALMiG Kompressoren GmbH. Nach seinen Anfängen im Verkaufsbereich führt er inzwischen die Marketing- und Kommunikationsabteilung des Unternehmens.
Herr Jeschabek, Herr Reber: Digitalisierung und Luftdrucksysteme – wie passt das zusammen?
Ralph Jeschabek: Das passt unserer Meinung nach sehr gut zusammen! Druckluft ist ein wesentlicher Bestandteil industrieller Verfahren, jede Firma hat irgendwo Kompressoren im Einsatz. Durch den Übergang zur Industrie 4.0 und die zunehmende Vernetzung von Prozessen und Anlagen ist der Digitalisierungsdruck in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen. Die Steuerung unserer Kompressoren war schon mikroprozessorbasiert, aber eine Vernetzung vom Standort der Anlagen nach außen fand bisher nur in seltenen Fällen statt – da kommt die Digitalisierung ins Spiel.
Jürgen Reber: Die tägliche Erfahrung im Service hat gezeigt, dass die Übertragung der Steuerungsdaten von den Kompressoren an die Kund:innen eine große Herausforderung ist. Wir reden hier nicht von kleinen Maschinen, wie sie Endverbraucher:innen aus dem Baumarkt kennen, sondern von komplexen Luftdrucksystemen für den industriellen Gebrauch. Entsprechend lärm- und temperaturintensiv sind die Anlagen im Betrieb. Deshalb stehen sie oft an gut abgeschirmten Orten, die nur schwer über normale Funknetzwerke erreichbar sind. Das Problem konnten wir dank Modbus Cloud Connect lösen.
„Es gibt vielfältige Vorteile der Vernetzung – in erster Linie die Transparenz. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten zur Optimierung von Betriebszuständen und Energieeffizienz.“
Welche Vorteile ergeben sich aus der Vernetzung – für Sie und Ihre Kund:innen?
RJ: Es gibt vielfältige Vorteile der Vernetzung – in erster Linie die Transparenz: Mussten die Betriebsdaten der Anlagen früher manuell vor Ort abgelesen werden, können sie nun digital an die Kund:innen übermittelt werden. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten zur Optimierung von Betriebszuständen und Energieeffizienz. Bedienkomfort ist auch ein wichtiges Thema. Für uns als Hersteller ist es außerdem von Vorteil, dass wir die Kund:innen entlang ihrer User Journey besser betreuen können. Zum Beispiel, indem wir regelmäßig auf den nächsten Wartungstermin hinweisen oder proaktiv Kontakt aufnehmen, wenn es Auffälligkeiten in den Betriebsdaten gibt. Das erhöht auch die Kundenbindung.
JR: Der Gewinn an Betriebssicherheit ist beachtlich. In der Regel empfehlen wir unseren Kund:innen, ihre Luftdrucksysteme einmal pro Tag zu überprüfen. Die meisten machen das aber höchstens einmal pro Woche, wenn überhaupt. In Zeiten, in denen die Lagerbestände viel geringer sind als früher, birgt das jedoch große Gefahren. Der Ausfall eines Industriekompressors kann schlimmstenfalls gravierende Produktionsunterbrechungen zur Folge haben. Der finanzielle Schaden ist für einen mittelständischen Betrieb enorm und kann schon für wenige Stunden mehrere Zehntausend Euro betragen. Durch die digitale Überwachung der Kompressoren wird sichergestellt, dass Anomalien früh erkannt und Betriebsausfälle vermieden werden.
Durch IoT ergeben sich für ALMiG neue Chancen.
Durch IoT ergeben sich für ALMiG neue Chancen.
Was hat Ihnen die Motivation gegeben, mit ALMiG den Schritt in die Digitalisierung zu gehen?
RJ: Zum einen unsere jüngeren Mitarbeiter:innen, für die es selbstverständlich ist, Dinge zu hinterfragen und zu erwarten, dass sämtliche Prozesse digitalisiert sind. Zum anderen haben wir auch gemerkt, dass die Erwartungshaltung bei unseren Kund:innen inzwischen eine andere ist als noch vor wenigen Jahren. Um diese Erwartungen erfüllen zu können, haben wir uns an grandcentrix und Vodafone gewendet.
Was hat Sie an der Lösung Modbus Cloud Connect überzeugt?
RJ: Es war uns wichtig, unsere Anlagen nicht ändern zu müssen: Die digitale Lösung sollte sich in unsere bestehenden Systeme einfügen. All unsere Steuerungen aus den letzten zehn Jahren haben bereits eine Modbus-RTU-Schnittstelle. Die Signale waren also schon verfügbar und erforderten keinen neuen Programmieraufwand. Die vorgeschlagene Lösung ist kompakt genug, dass sie auf jeder Standard-Hutschiene befestigt werden kann. Es muss praktisch nur die Stromversorgung sichergestellt und ein Kabel zur Steuerung gezogen werden – fertig.
JR: Ein Riesengewinn im Vergleich zu den Vorgängerlösungen. Die Einfachheit macht den Unterschied aus. Ist der Kompressor schon offen, beträgt die Installationszeit jetzt nicht mehr als fünf Minuten.
Die Installation des Modbus Cloud Connect Moduls dauert nur wenige Minuten.
Die Installation des Modbus Cloud Connect Moduls dauert nur wenige Minuten.
„Um Optimierungspotenziale zielgenau umsetzen zu können, ist die transparente Erfassung der Echtzeit-Betriebsdaten unverzichtbar – und das kann nur digital gelingen.“
Was würden Sie mittelständischen Unternehmen raten, die den Schritt in die Digitalisierung wagen wollen?
RJ: Digitalisierung erfordert Zeit und Geld. Und wenngleich viele deutsche Unternehmen dank gut gefüllter Auftragsbücher über ausreichende Ressourcen verfügen, haben sie aus demselben Grund oft keine Zeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Dringlichkeit schien lange nicht gegeben – die Kund:innen kamen ja trotzdem. Diese Sichtweise ist spätestens seit der Energiekrise der vergangenen Monate widerlegt worden.
JR: Die Steigerung der Energiekosten ist für viele tatsächlich ein starker Treiber, angestammte Prozesse zu hinterfragen. War es früher relativ egal, wie lange ein Kompressor im Betrieb war, wird nun verstärkt nach Optimierungspotenzialen gesucht. Eventuell muss ein System nur in bestimmten Zeitabschnitten laufen, um die Produktion optimal zu unterstützen. Um das aber zielgenau umsetzen zu können, ist die transparente Erfassung der Echtzeit-Betriebsdaten unverzichtbar – und das kann nur digital gelingen.
Herr Jeschabek, Herr Reber, wir danken Ihnen für das Gespräch!
IoT – einfach easy