

Vor einem Jahrzehnt gehörten Konzerne der Erdöl- und Rohstoffbranche sowie große Banken zu den zehn wertvollsten Unternehmen der Welt. Heute sind neun der zehn wertvollsten Unternehmen im globalen Ranking Digitalriesen, davon acht aus der Plattform-Ökonomie. Sie stammen wie Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google) oder Facebook aus den USA. Oder wie Tencent und Alibaba aus China.
Europa sieht davon kaum etwas. Bezogen auf ihren Wert, machen europäische Plattform-Unternehmen gerade mal drei Prozent des Kuchens aus.
Und Deutschland? Die stärkste Volkswirtschaft Europas ist in Sachen digitale Geschäftsmodelle ein Hinterbänkler. Die Corona-Krise hat den Aufholbedarf deutscher Unternehmen in puncto Digitalisierung einmal mehr verdeutlicht. Zwar wurden digitale Kommunikations- und Kollaborationslösungen während der Pandemie ausgebaut. Von einer Veränderung hin zu einer echten „Wirtschaft 4.0“ ist Deutschland aber noch weit entfernt. Die digitale Wertschöpfung liegt hierzulande laut Institut der deutschen Wirtschaft bei 5,7 Prozent des BIP.
Digitalisierungsexperte Holger Schmidt (rechts) und Vinod Kumar, CEO Vodafone Business (links) haben auf der eleVation gezeigt, welche Potenziale noch in der Digitalisierung schlummern.
Digitalisierungsexperte Holger Schmidt (rechts) und Vinod Kumar, CEO Vodafone Business (links) haben auf der eleVation gezeigt, welche Potenziale noch in der Digitalisierung schlummern.
Das eigene Unternehmen neu und konsequent digital zu denken, ist der Kern von „New Industry“. Hinter dem maßgeblich von Vodafone geprägten Begriff steht das Ziel, Personen, Standorte, Maschinen und Gegenstände (Assets) über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg intelligent und sicher zu vernetzen – ökologisch und ökonomisch nachhaltig. New Industry fußt auf drei Säulen: Mindset, Connectivity und Lösungen.
Mindset heißt, wandlungsbereit und willens zu sein, Geschäftsprozesse und -modelle fortlaufend datengestützt und kundenzentriert neu aufzusetzen und zu steuern – nachhaltig und ressourcenschonend. Mittels intelligenter, leistungsfähiger High-Speed-Netze von Vodafone wie Narrowband-IoT, Kabel-Glasfaser und 5G (z. B. Mobile Private Networks) sowie Hardware (Sensoren) werden Assets permanent miteinander verbunden und tauschen zuverlässig und geschützt riesige Datenmengen in Echtzeit aus. Data Analytics, KI und Machine Learning helfen bei der Dateninterpretation, Prozessoptimierung und proaktiven Ermittlung von Kundenanforderungen. Sie ermöglichen Smart Services wie Predictive Maintenance von Maschinen, nachhaltiges Energiemanagement oder das Tracken und Sichern von Assets. AR und VR bergen Potenziale, das Kundenerlebnis zu revolutionieren. So entsteht ein intelligentes, datenbasiertes digitales Ökosystem für effizientere Abläufe, zufriedenere Kunden und innovativere Produkte – erhebliche Wettbewerbsvorteile inklusive.
„Die Haltung der Menschen gegenüber Technologien wandelt sich“, meint Vinod Kumar, CEO Vodafone Business. „Wir achten darauf, dass Technologien sinnstiftend eingesetzt werden und einen echten positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Innovation ist kein Selbstzweck und sollte nicht nur wenigen, sondern allen zugutekommen.“ Daher strebe Vodafone an, sowohl die Bedürfnisse von kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) zu bedienen als auch zuverlässiger Infrastruktur-Partner für Großkonzerne zu sein und IoT für alle Geschäftsmodelle und gesellschaftlichen Schichten zugänglich zu machen. Dazu zählt für Kumar neben Beratung und Support auch, KMU in einer Community zu vernetzen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Großen Unternehmen will Vodafone in einem volatilen Marktumfeld stabile Infrastrukturen bieten, die Connectivity, Cybersecurity, Cloud und Anwendungen kombinieren – als Beitrag zu betrieblicher Kontinuität, Lieferkettensicherheit und Resilienz.
Radikal neu gedacht hat Michiel Muller, als er 2015 das Unternehmen „Picnic“ mitgründete. Der Niederländer wollte das regelmäßige Einkaufen von Lebensmitteln im Supermarkt mit dem boomenden Onlinehandel verbinden – und zwar klimafreundlich und bequem: ohne viel Verpackungsmüll und CO2-erzeugende Transporte, ohne Liefergebühren oder nervige Lieferfenster mit Wartezeiten. Eine logistische Herausforderung, die große Supermarktketten trotz ihres Know-hows, stabiler Lieferketten und loyaler Kunden nicht zufriedenstellend hinbekamen, wie Muller fand. „Haushalte geben über die Hälfte ihres Geldes für Lebensmittel aus. Obwohl der Einkauf im Supermarkt also den bei weitem größten Markt darstellt, ist er am wenigsten vom Onlinegeschäft durchdrungen.“
Hat die Chancen von New Industry erkannt: Picnic-Gründer Michiel Muller.
Hat die Chancen von New Industry erkannt: Picnic-Gründer Michiel Muller.
Muller dachte entlang der gesamten Wertschöpfungskette konsequent digital: Bestellt wird ausschließlich per App. Bestellungen werden über eine von Picnic selbst designte Software abgewickelt. Die bereits bezahlten Waren werden in Fulfillment-Centern in Lieferkörbe gepackt. „Durch die exakten Bestellungen reduzieren wir die Nahrungsmittelverschwendung um 85 Prozent“, freut sich Muller. Außerdem könnten viele Umverpackungen weggelassen werden.
Doch wie kommen die Waren ohne Umwege, Zeitverlust und Aufpreis zu den Kunden? Muller fiel der gute alte Milchmann wieder ein, der früher zu festen Zeiten seine Runden drehte. „Wir liefern zu fixen Zeitpunkten – wie ein moderner Milchmann: persönlich und pünktlich.“ Die Kunden suchen sich den Tag und die jeweilige Lieferzeit wie bei einem Busfahrplan heraus.
Ausgeliefert wird in eigens entwickelten emissionsfreien Elektro-Kleintransportern, die seitlich be- und entladen werden. Das spart Zeit und Platz. Die wendigen Transporter können bis vor die Haustür fahren, die Körbe sind sofort griffbereit. Sechs bis sieben Stopps pro Stunde schaffen die Picnic-Lieferanten auf diese Weise. Die Lieferdienste großer Supermarkthäuser schaffen nur zwei. „Wir liefern dreimal so viel zu einem Drittel der Kosten“, bemerkt Michiel Muller.
Der Marktführer in der Offline-Welt wird meist nicht Marktführer in der Online-Welt. Das klingt unlogisch. Aber die Transformation des eigenen Geschäfts ist oft schwieriger als erwartet.
2018 startete Picnic auch in Deutschland, zunächst im grenznahen Nordrhein-Westfalen. Seitdem werden aufgrund der hohen Nachfrage die Kapazitäten kontinuierlich erweitert. In Utrecht entsteht das erste automatisierte Fulfillment Center. Muller verspricht sich davon noch effizientere Prozesse bei der Bestückung der Lieferkörbe. Auch ein eigenes Label hat Picnic gestartet, um noch mehr Transport- und Umverpackungen einsparen zu können.
Picnic ist ein Paradebeispiel für Firmen der New Industry. Das Unternehmen hat das Retail-Konzept Supermarkt neu gedacht und erfolgreich in die digitale Welt überführt: Mit eigener App, eigener Software, eigenen E-Transportern und auf Kundenbedürfnisse zentrierten Services bedient Picnic die gesamte digitale Wertschöpfungskette, spart Zeit, Kosten, Emissionen und Verpackungsmüll ein. Eine weitere Automatisierung soll künftig die Prozesse in den Fulfillment Centern optimieren.
Vodafone begleitet Unternehmen auf dem Weg zu New Industry mit Lösungen zur intelligenten und sicheren Standortvernetzung wie z. B. dem Unternehmensnetzwerk SD-WAN, mit Anwendungen zur Kommunikation und Kooperation zwischen Personen wie der UCC (Unified Communication and Cooperation) Plattform sowie mit der Vernetzung von Maschinen durch IoT und berät beim Aufbau digitaler Wertschöpfungsketten. Eigens für den Mittelstand hat Vodafone ein Expertenportal, den V-Hub, ins Leben gerufen, um bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Vodafone verfolgt damit seine Wachstumsstrategie „Business 2025“, die ganz im Zeichen des Konzern-Purpose „Connecting for a better Future“ steht und sowohl KMU wie große Player in den Fokus nimmt.