

Minimale Reaktionszeiten und enorme Kapazitäten machen 5G zu einer bedeutenden technischen Weiterentwicklung. Wir zeigen anhand konkreter Beispiele, wieso der neue Mobilfunkstandard weit mehr als nur eine schnellere Version seines Vorgängers LTE ist.
Das 5G-Zeitalter hat bereits begonnen: In Deutschland hat Vodafone den ersten Sendemast vor einem Jahr, genauer gesagt im November 2018, auf seinem Testgelände in Aldenhoven bei Aachen in Betrieb genommen. Aktuell geht es mit dem Netzwerkausbau weiter: Die ersten 25 Stationen mit mehr als 60 5G-Antennen in 20 Städten und Kommunen wurden im Juli aktiviert. Heute funken in 40 Städten und Gemeinden rund 140 5G-Antennen an 60 Stationen. Bis zum Ende des Geschäftsjahres verdoppelt Vodafone die Anzahl der 5G-Stationen.
Was dürfen wir vom neuen Mobilfunkstandard erwarten – und wieso sind Wirtschaft und Politik so elektrisiert von der Technologie?
Um das zu verstehen, haben wir uns einige aktuelle Anwendungsbeispiele angeschaut.
„Mobilfunk regelt die Vorfahrt im Luftverkehr. Jede Drohne braucht Mobilfunk.“
Dabei konnten wir feststellen: Der Mobilfunkstandard der Zukunft ist schnell – sogar bis zu zehnmal schneller als sein Vorgänger 4G. Noch wichtiger, besonders für industrielle Anwendungen, sind die extrem niedrigen Reaktionszeiten – auch Latenz genannt: Diese liegen bei 5G-basierten Campusnetzen bei weniger als 10 Millisekunden, was einer Kommunikation in Echtzeit gleichkommt.
Dadurch eröffnen sich völlig neue Marktchancen. Beispiel „Urban Air Mobility“: Das rasche Voranschreiten der Drohnentechnologie hat dazu geführt, dass aktuell mehrere Unternehmen und Start-ups um die Lufthoheit über den Metropolen der Welt kämpfen. Getrieben wird der Bedarf vom Megatrend Urbanisierung und dem wachsenden Drang nach Mobilität.
Im Oktober dieses Jahres haben das weltweit tätige Tech-Unternehmen EHang und Vodafone nun bekannt gegeben, in Europa gemeinsam kooperieren zu wollen, um diesen vielversprechenden Markt zu erobern. Bei der öffentlichen Vorstellung der Partnerschaft wurde ersichtlich, wieso 5G eine unverzichtbare Schlüsseltechnologie für die junge Branche ist. „Mobilfunk regelt die Vorfahrt im Luftverkehr“, erklärte Vodafone CEO Hannes Ametsreiter: „Jede Drohne braucht Mobilfunk. Schnelle Netze regeln die Vorfahrt im Luftverkehr. Sie werden das Verkehrsleitsystem für Flugtaxis und die Drohnenpost. Und sie machen Drohnen identifizierbar. Ähnlich wie Nummernschilder unserer Autos.“
Wie durch Zauberhand: Der neue Mobilfunkstandard 5G lässt Flugtaxis und Paketdrohnen abheben und ermöglicht die Fernsteuerung ganzer Zugkonvois.
Wie durch Zauberhand: Der neue Mobilfunkstandard 5G lässt Flugtaxis und Paketdrohnen abheben und ermöglicht die Fernsteuerung ganzer Zugkonvois.
Dass 5G für die Mobilität der Zukunft eine strategische Bedeutung hat, beweist auch das nächste Anwendungsbeispiel: Im September dieses Jahres wurde im Erzgebirge auf dem sogenannten Smart Rail Connectivity Campus gleich ein ganzer Thales-Zug aus der Ferne gesteuert – eine weltweite Premiere. Dabei wurde das Signal per Kamera aus dem Treibwagen zu einem Fahrzeug des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt übertragen, wo ein Lokführer dank ausgelagertem Führerstand – eine Art hoch entwickelte Fernbedienung – die Fahrt wie bei einer Modelleisenbahn steuern konnte.
„Wenn das Netz, wie hier auf der Teststrecke, in Echtzeit funkt, dann könnte so in Zukunft das Homeoffice für Zugfahrer Wirklichkeit werden“, kommentierte Vodafone Business Geschäftsführer Alexander Saul die Premiere. Ermöglicht wurde der Durchbruch durch Anwendung der 5G-Technologie Network Slicing, bei der mehrere virtuelle Netzwerke dieselbe physische Netzwerkstruktur teilen. Für das Testfeld stellte Vodafone außerdem ein eigens zugeschnittenes 5G-Netz zur Verfügung, um für die Fernsteuerung des Zuges immer optimale Mobilfunkkapazitäten garantieren zu können. Daten wurden unmittelbar vor Ort in einer Mobile Edge Cloud (MEC) verarbeitet, also einem kleinen Rechenzentrum in direkter Nähe der Mobilfunkstation.
„5G lebt von der Vielfalt an Möglichkeiten.“
Nicht nur Züge, selbst Baukräne lassen sich dank der minimalen Latenzzeiten von 5G aus der Ferne steuern. Der Vorteil: Kranführer sind weltweit begehrte Fachkräfte, die somit effizienter – und günstiger – eingesetzt werden könnten. Schon auf der CeBIT 2018 konnten Besucher die Technologie selbst testen, indem sie von Hannover aus einen Prototypen kontrollierten, der einen 4,4 Tonnen schweren Container im 350 km entfernten Aldenhoven steuerte.
Für gefährliche oder arbeitsintensive Anwendungsbereiche eröffnen sich somit völlig neue Perspektiven: Minen- und Straßenbau könnten mittelfristig automatisiert, Produktionsstätten effizienter überwacht und allgemeine Kosten minimiert werden.
Überhaupt sind gerade im Produktionsbereich enorme Potenziale für 5G vorhanden. Das haben Vodafone und sein Partner eGO in ihrer Vorzeigefabrik in Aachen demonstriert, die als erste Smart Factory Deutschlands gilt und in der zweiten Ausgabe von Business Cases ausführlich vorgestellt wurde. Dabei spielt 5G nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Wartung der zukunftsweisenden Elektroautos von eGO eine Schlüsselrolle.
Das Problem: Noch gibt es für die relativ neue Elektromobilitäts-Technologie nicht genügend erfahrene Mechaniker. Die Fehlersuche bei defekten oder beschädigten Fahrzeugen kann sich somit langwierig und umständlich gestalten, wobei der Handwerker unter Umständen andauernd zwischen Auto und Handbuch wechseln muss – und das über mehrere Stunden. Die Lösung: Durch Augmented Reality kann der Mechaniker alle Bestandteile des Autos auf einen Blick auf seinem Gerät sehen, eine selbstlernende KI suggeriert die richtigen Schritte und merkt sich wiederkehrende Defekte. Die erforderlichen Datenströme lassen sich dank 5G problemlos bewältigen.
Ob ferngesteuerter Kran oder schnelles Netz in einem abgelegenen Hotel: Für 5G kein Problem.
Ob ferngesteuerter Kran oder schnelles Netz in einem abgelegenen Hotel: Für 5G kein Problem.
Die hier angeführten Beispiele zeigen nur einen Bruchteil der potenziellen Anwendungsbereiche von 5G. „Es gibt nicht nur die eine 5G-Anwendung. 5G lebt von der Vielfalt an Möglichkeiten. In der Industrie und im Alltag. In Großstädten und in kleineren Regionen“, bestätigt Gerhard Mack, Technik-Chef von Vodafone Deutschland.
Es müssen auch nicht immer gleich Science-Fiction-Szenarien sein: Der neue Mobilfunkstandard eignet sich zum Beispiel hervorragend als schneller Ersatz für langsame DSL-Leitungen. Das demonstriert das Hotel Wasserschloss Mellenthin auf Usedom, das dank Installation des neuen GigaCube 5G – dem ersten kommerziellen 5G-Router in Deutschland – seinen Gästen nun Geschwindigkeiten von 500 Megabit pro Sekunde anbieten kann. Einfach und unkompliziert per Mobilfunk.
Egal ob Smart Citys, Telemedizin oder Mobilität – die Anwendungsfelder von 5G sind so vielfältig wie das menschliche Bedürfnis nach Kommunikation. Gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche und tiefgreifender Transformationen zeigt sich hier: Dank voranschreitender Vernetzung muss man kein Träumer sein, um optimistisch in die Zukunft blicken zu können. Ganz gemäß dem Motto der diesjährigen Future Connect Tour „Connecting for a better future“.
5G ermöglicht viele neue Anwendungen für jede Branche: