Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions

Stuart Adcock im Interview zum Actionblockbuster Gemini Man

Will Smith trifft auf sein jün­geres Selb­st. Das bedeutet natür­lich einen hohen tech­nis­chen Aufwand, damit das Ergeb­nis so gut aussieht wie im neuen Action­streifen Gem­i­ni Man. Wie das genau funk­tion­iert, hat uns Stu­art Adcock im Inter­view ver­rat­en. Er ist der Leit­er des Facial Motion Depart­ments bei Weta Dig­i­tal.

In Gem­i­ni Man triff­st Du gle­ich zweimal auf den Geheim­di­en­stscharf­schützen Hen­ry Bro­gan, gespielt von Will Smith. Ein­mal im Alter von 51 Jahren und dann als jün­ger­er Gegen­spiel­er im Alter von 23 Jahren. Das funk­tion­iert natür­lich nur mith­il­fe tech­nis­ch­er Hil­f­s­mit­tel, dem soge­nan­nten Per­for­mance Cap­tur­ing und ein­er aus­ge­feil­ten Post­pro­duc­tion. Wir sprachen mit Stu­art Adcock im Inter­view. Er ist Leit­er des Facial Motion Depart­ments bei Weta Dig­i­tal, dem Unternehmen das ver­ant­wortlich ist für die dig­i­tal­en Spezial­ef­fek­te bei Block­bustern wie der Herr der Ringe-Rei­he, Ali­ta: Bat­tle Angel und Gem­i­ni Man ist.

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Was war die besondere Herausforderung bei der Erschaffung eines jungen Will Smith?

Nun, wir bei Weta Dig­i­tal haben viel Erfahrung mit dem soge­nan­nten Per­for­mance Cap­tur­ing, also dem über­tra­gen ein­er exis­ten­ten schaus­pielerischen Leis­tung auf einen virtuellen Charak­ter, wie beispiel­sweise bei Ali­ta: Bat­tle Angel. Aber bei Will war es noch ein­mal eine beson­dere Her­aus­forderung.

Inwiefern?

Naja, viele ken­nen Will Smith im Alter von 23 aus der Serie Der Prinz von Bel Air und aus früheren Fil­men. Somit mussten wir nicht nur einen authen­tis­chen Men­schen erschaf­fen, son­dern auch einen, der im direk­ten Ver­gle­ichen stand­hält. Das war dann nicht nur erst in der Post­pro­duk­tion her­aus­fordernd, son­dern schon beim Dreh. Denn Will ist nun natür­lich deut­lich erfahren­er und bewegt sich auch anders. Oft­mals haben wir ihm gesagt, dass er zu gut spielt und ihm altes Mate­r­i­al gezeigt, damit er sieht, wie er sich weit­er­en­twick­elt hat.

Und das auch noch in HFR (High Frame Rate), also 120 Frames pro Sekunde, wo man noch mehr Details sieht…

Ja, das kam dann auch noch hinzu. Wir entwick­eln unsere Tech­nik natür­lich immer weit­er. Und ger­ade im Gesicht spielt sich so unglaublich viel ab. Beispiel­sweise wenn man blinzelt, ist es eben nicht nur Augen öff­nen und schließen, son­dern ein Zusam­men­spiel aus Muskeln, Haut, Haaren und so weit­er. Zudem kön­nen wir nicht schum­meln, beispiel­sweise durch Motion Blur oder ähn­lich­es. Wir müssen exakt sein, denn der Zuschauer erken­nt jede Pore, jede Falte und jedes Muskelzuck­en. Das kön­nen wir jet­zt alles deut­lich bess­er umset­zen als noch vor ein paar Jahren.

Stuart Adcock im Interview

Stu­art Adcock - Foto: Weta Dig­i­tal Lim­it­ed

Wohin führt das?

Während wir früher vor allem kün­stliche Charak­tere in ein­er fan­tastis­chen Welt umge­set­zt haben, kön­nen wir nun auch ganz reale Wesen optisch so umset­zen, dass sie sich fließend in eine reale Umge­bung ein­fü­gen.

Aber ist das dann keine Gefahr für reale Schauspieler?

Im Gegen­teil. Nun gibt es für sie die Möglichkeit mehr Rollen zu spie­len, sei es im Film oder beispiel­sweise im Videospiel­bere­ich. Sie wer­den ja nicht erset­zt, denn die men­schliche Kom­po­nente ist unab­d­ing­bar. Schaus­piel­erei ist eine Kun­st. Sie ver­ste­hen ihr Handw­erk und fühlen sich in einen Charak­ter, den sie spie­len, ein. Das zu aug­men­tieren und kün­stlich zu erzeu­gen ist nicht möglich. Wir brauchen also einen Schaus­piel­er, der uns das Per­for­mance Cap­tur­ing erst möglich macht.

Können Sie mir eine ganz kurze Übersicht geben, wie genau der Dreh und die Postproduktion zu Gemini Man abgelaufen ist?

Gern. Zunächst musste Will natür­lich bei­de Rollen spie­len. Hen­ry Bro­gan im Alter von 23 Jahren und mit 51. Das bedeutet, dass wir für ihn ver­schiedene Mark­er set­zen mussten, damit er weiß, wann er auf sein jün­geres Ego trifft. Sobald er die Szene als Alt-Hen­ry abge­dreht hat, tauschte er die Seite und tauchte in die Rolle seines jün­geren Gegen­spiel­ers ein. Das ganz grob zum Dreh.

Und die Postproduktion?

Die gestal­tete sich dann für uns als sehr aufre­gend und kom­plex. Um Junior so real­is­tisch wie möglich erscheinen zu lassen, musste Will erst ein­mal zahlre­iche Gesicht­saus­drücke zeigen, die wir dann aufze­ich­neten. Wir haben ihn ges­can­nt und diese Züge qua­si auf eine Art Puppe, beziehungsweise Mod­ell über­tra­gen. Und da wir nicht ein­fach Will eins zu eins kopiert haben, son­dern ihn qua­si in der Zeit zurück­ver­set­zen mussten, galt es viel Mate­r­i­al zu sicht­en und dann die Gesicht­szüge und Bewe­gungsmuster anzu­passen. Wir mussten natür­lich auch ver­ste­hen, wie sich ein Gesicht und Kör­p­er im Laufe der Zeit verän­dert.

Stimmt, denn gerade das Gesicht verändert sich ja ständig.

Ja, das war defin­i­tiv eine Her­aus­forderung und wir mussten da tat­säch­lich wis­senschaftlich herange­hen. Natür­lich sieht Will immer noch toll aus und sein kör­per­lich­er Zus­tand ist phänom­e­nal, aber auch vor ihm macht die Zeit nicht Halt. Beispiel­sweise ist er in Nack­en- und Kin­npar­tie deut­lich geset­zter als im Alter von 23. Das Kol­la­gen in ver­schiede­nen Bere­ichen sackt nach unten und auch Gesichts­be­we­gun­gen verän­dern sich im Laufe des Lebens. Das alles mussten wir berück­sichti­gen.

Das ist Weta Dig­i­tal defin­i­tiv gelun­gen und für Gem­i­ni Man lohnt sich der Gang ins Kino vor allem für die gewalti­gen visuellen Errun­gen­schaften, die der Film erre­icht hat. Ger­ade in HFR und 3D sieht der Streifen fan­tastisch aus. Allerd­ings hapert es dafür lei­der an der Sto­ry und Charak­ter­en­twick­lung – mehr dazu liest Du übri­gens auch in unser­er fea­tured-Filmkri­tik. Wenn Du darüber hin­wegse­hen kannst, dann wirst Du an Gem­i­ni Man Deine Freude haben und sicher­lich das ein oder andere Mal Bauk­lötzchen staunen.

Du bist fasziniert von den Antworten, die Stu­art Adcock im Inter­view zu Per­for­mance-Cap­tur­ing gegeben hat? Ver­rate uns in den Kom­mentaren Deinen Lieblings­film mit kün­stlichen Charak­teren.

Titel­bild: Para­mount Pic­tures

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