Ein Rückblick auf die „Anstoss“-Reihe
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Die Anstoss-Reihe: Ein Rückblick auf den beliebten Fußball-Manager

Wenn es um Fußball-Man­ag­er-Sim­u­la­tio­nen geht, gehört die „Anstoss“-Reihe zu den wichtig­sten des Gen­res. Anfang Juli kündigte Entwick­ler Kalyp­so Media mit Anstoss 2022 nach langem wieder einen neuen Teil an. Grund genug für uns, ein­mal auf die Geschichte des Klas­sik­ers zurück­zublick­en.

In den neun­ziger Jahren war das Ange­bot an Fußball-Man­ag­er-Sim­u­la­tio­nen klein und über­schaubar. Als Urvater dieses Gen­res gilt der „Foot­ball-Man­ag­er“ von Addic­tive Games aus dem Jahr 1982 – nicht zu ver­wech­seln mit der späteren Spiel­rei­he gle­ichen Namens von Sports Inter­ac­tive. Besitzer der ersten Heim­com­put­er, wie dem C64, Ami­ga, Atari und PC kon­nten hier ein Team aus der englis­chen Pre­mier League durch die Sai­son führen. Der „Foot­ball Man­ag­er“ war bis auf einige ver­pix­elte Torschussse­quen­zen rein textbasiert.

Als ein weit­er­er wichtiger Vor­läufer von „Anstoss“ gilt der „Bun­desli­ga-Man­ag­er“ für MS-DOS, Ami­ga, Atari und C64. Hier kon­nten deutsche Fans erst­mals ihre Lieblingsvere­ine mit Strate­gie und Geschick zur Meis­ter­schaft führen. Spiel­er­trans­fers, Mannschaft­sauf­stel­lung, Sta­dion­bau und Preis­gestal­tung: 1990 waren schon alle wichti­gen Fea­tures eines Fußball-Man­agers vorhan­den.

Anstoss: Kick-off für den legendären ersten Teil

1993 erschien mit „Anstoss“ vom Pub­lish­er Ascon (später Ascaron) der erste richtige Konkur­rent zum „Bun­desli­ga-Man­ag­er“, zunächst für den Ami­ga und später für PC. Chefen­twick­ler Ger­ald Köh­ler gilt bis heute als zen­trale Fig­ur, wenn es um  Fußball-Man­ag­er-Games. Kri­tik­er waren unter anderem von der über­sichtlichen Präsen­ta­tion überzeugt – ger­ade bei Man­ag­er-Spie­len mit vie­len Tabellen und Abrech­nun­gen ist es wichtig, den Überblick zu behal­ten. Dazu stimmte das Game­play. Die einzel­nen Vorgänge zeigten eine opti­male Bal­ance aus leichtem Ver­ständ­nis und hoher Kom­plex­ität. Auch optisch zeigte sich „Anstoss“ attrak­tiv­er als seine Vorgänger. Das Haupt­menü war als Man­ager­büro dargestellt, so dass der Spiel­er etwa auf einen Safe klick­te, um die Finanzen einzuse­hen oder auf das Sta­dion draußen vor dem Fen­ster ging, um die Zuschauer­ränge zu erweit­ern.

Beim Spielt­ag kamen durch nette Ani­ma­tio­nen, die von Tick­er-Berichter­stat­tung und Sta­tis­tiken begleit­et wur­den, echte Span­nung und Live-Atmo­sphäre auf. Auch Spiel­er­wech­sel in der Hal­bzeit und sog­ar Elfme­ter selb­st zu schießen waren möglich. Nach max­i­mal zehn Saisons war eine „Anstoss“-Trainerkarriere allerd­ings been­det.

Ein weit­er­er Wer­mut­stropfen, der sich durch die gesamte Rei­he zieht, sind die fehlen­den Lizen­zen. Das heißt, Du musst Dich bei allen „Anstoss“-Spielen mit abge­wan­del­ten Vere­in­sna­men wie Ein­tra­cht Dort­mund oder Schalke 05 und verän­derten Spiel­er­na­men zufriedengeben. Mit Hil­fe von Edi­toren kannst Du die Namen allerd­ings händisch ändern.

„Anstoss“ wurde schnell zum Best­seller im fußball­begeis­terten Deutsch­land. Der Erfolg ver­an­lasste Ascon dazu, im fol­gen­den Jahr einen ersten Ableger zu veröf­fentlichen. Mit “Anstoss World Cup“ kon­nten Hob­by­man­ag­er sich nun mit ein­er National­mannschaft ihrer Wahl an der Welt­meis­ter­schaft ver­suchen.

Ein Rückblick auf die „Anstoss“-Reihe

„Anstoss 2“: Verbesserungen trieben die Reihe voran

1997 erschien mit “Anstoss 2“ die erste offizielle und lang erwartete Fort­set­zung des pop­ulären Man­ag­er-Games. Die Entwick­ler gaben sich Mühe, von den Fans beklagte Kri­tikpunk­te zu verbessern und neue Fea­tures einzubauen. So kon­nte man jet­zt auch mehr als zehn Saisons am Ball bleiben und von verbesserten Menüs prof­i­tieren. Dazu war es auch möglich, im Aus­land zu trainieren. Um der Man­agerkar­riere mehr Real­is­mus zu ver­lei­hen, gab es zudem noch eine Spielop­tion, bei der man sich von einem kleinen Club erst nach oben spie­len musste, bevor man zu seinem Wun­schvere­in aus der Bun­desli­ga gelangt.

Wer auf Risiko spie­len wollte, kon­nte beim Spiel­er­train­ing zu ille­galem Dop­ing greifen oder seine Spiel­er auch mal gezielt mit „miesen Tricks“ foulen lassen. Die Spielan­i­ma­tio­nen waren hier erst­mals in 3D-Grafik und mit Live-Kom­men­ta­toren umge­set­zt. Kri­tik­ern gefiel zudem der Anstieg an Kom­plex­ität und die Detail­ver­liebtheit beim Spielver­lauf.

Zwei Add-Ons erschienen 1998 zu „Anstoss 2“: „Anstoss 2: Ver­längerung!“, bei dem man auch National­mannschaften man­a­gen kon­nte und „Anstoss 2 Gold“, das „Ver­längerung!“ und noch mehr Zusatzfea­tures enthielt.

Anstoss 3: Der Fan-Favorit

Mit „Anstoss 3“ erschien im Jahr 2000 der bis heute wohl beliebteste Teil der Rei­he. Kri­tik­er bejubel­ten die Vielfalt der Funk­tio­nen bei gle­ich­bleiben­der Über­sichtlichkeit und attrak­tivem Äußeren. Beim Launch wur­den zwar viele Bugs bemän­gelt, aber Chef­pro­gram­mier­er Ger­ald Köh­ler entwick­elte umge­hend einen Patch, der die meis­ten Fehler behob.

Die Livespiele hat­ten jet­zt geren­derte 3D-Grafiken, wobei die Ani­ma­tio­nen nun nicht mehr bloßes Schmuck­w­erk waren. Alle Entschei­dun­gen, die der Man­ag­er getrof­fen hat­te, kon­nte er in Echtzeit auf dem Spielfeld nachvol­lziehen. Die Auswirkun­gen von Train­ing­sein­heit­en, Aus­fällen, Kon­di­tion und anderen Fak­toren kon­nte man sofort sehen. Bei jedem einzel­nen Spiel­er ließen sich Schw­er­punk­te wie Abseits­falle oder Stan­dard­si­t­u­a­tio­nen indi­vidu­ell trainieren. Selb­st Beziehungssta­tus und Pri­vatleben der Fußballer nah­men Ein­fluss auf die Leis­tung. Während des Spiels kon­nten die Man­ag­er außer­dem mit Zwis­chen­rufen ins Geschehen ein­greifen.

Als ein weit­eres Merk­mal der „Anstoss“-Reihe gal­ten die kulti­gen einge­sproch­enen Train­er­ansprachen, die die Gamer teils zum Lachen bracht­en und teils auf die Ner­ven gin­gen.

Die hohe Grafik­leis­tung hat­te ihren Preis, was die benötigte Hard­ware anging: Die Games­tar gab in ihrem Review an, dass für die 3D-Spiel­szenen unbe­d­ingt ein Pen­tium II Prozes­sor von­nöten sei.

Mit „Anstoss Action“ brachte Ascaron 2001 ein Spin-Off her­aus, bei dem die Spiel­er ihre „Anstoss 3“-Daten in eine spiel­bare Fußball­sim­u­la­tion inte­gri­eren kön­nen. Allerd­ings hat­te dieses Spiel keinen großen Erfolg. Zu dieser Zeit kam mit „Anstoss Online“ auch erst­mals eine Browsergame-Vari­ante her­aus, die bis heute existiert.

Anstoss 4: Der Niedergang der Reihe

Nach dem großen Erfolg von “Anstoss 3” begann auch schon der Abstieg der Rei­he und von Ascaron. „Anstoss 4“ wurde 2002 ohne Ger­ald Köh­ler entwick­elt und von Grund auf neu pro­gram­miert. Teil vier ent­täuschte die Fans der Rei­he, die außer dem Namen kaum noch Gemein­samkeit­en mit ihrer Lieblings-Wirtschaftssim­u­la­tion wieder­erkan­nten. Die Grafik war unat­trak­tiv­er und der Man­ag­er hat­te keine Möglichkeit­en aktiv ins Spiel einzu­greifen.

Es änderte auch nicht viel an dem Flop, als mit „Anstoss 4 Edi­tion 03/04“ und „Anstoss 2005“ Ver­suche kamen, das Spiel von seinen Fehlern zu befreien und aktuell zu hal­ten. Die Stern­stunde des leicht­füßi­gen Fußball­man­agers war vor­erst vor­bei.

Anstoss 2007: Wenig Begeisterung für den Neustart

Nach eini­gen Verzögerun­gen bei der Spie­len­twick­lung erschien 2006 mit „Anstoss 2007“ noch ein­mal ein Nach­fol­ger, der an alte Erfolge anknüpfen wollte. Zwar gab es hier wed­er Nation­al­train­er-Modus, noch Mul­ti­play­er-Hot-Seat, wie bei den Vorgängern und auch die 3D-Ani­ma­tio­nen fehlten. Aber den­noch erhielt der Titel teil­weise anständi­ge Kri­tiken. Das war es allerd­ings bis zum jet­zi­gen Zeit­punkt mit der „Anstoss“-Reihe.

Anstoss 2022: Comeback mit neuem Publisher

2009 ist der langjährige Anstoss-Pub­lish­er Ascaron endgültig in die Insol­venz gegan­gen. Die Rechte an „Anstoss“ und weit­eren Ascaron-Games hat sich in der Zwis­chen­zeit die Kalyp­so Media Group aus Worms gesichert. Diese gab nun kür­zlich bekan­nt, mit „Anstoss 2022“ die beliebte Fußball-Man­ag­er-Sim­u­la­tion wieder neu zu beleben. Alles über die neu angekündigte Anstoss-Fort­set­zung erfährst Du hier!

Erzähl uns von Deinen Erin­nerun­gen an die „Anstoss“-Reihe in den Kom­mentaren!

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